Kreativwochenende in der KLVHS Feuerstein

Kunst und Natur

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Datum:
Fr. 6. Mai 2016
Von:
Dorothea Weiler

„Ich mal heute voll gern so Meeresbilder“, meint eine zwölfjährige Künstlerin beim Kreativwochenende „Kunst und Natur“ für Erwachsene und Kinder in der Katholischen Landvolkshochschule Feuerstein (KLVHS) enthusiastisch zu ihrer gleichaltrigen Freundin. Eine Gruppe von fünf jungen Mädchen bringt diesmal reichlich Schwung in die Veranstaltung. Es wird gekichert, getuschelt und auch ein wenig gekabbelt. „Wir haben einen Club gegründet und nennen uns jetzt die Wabbeltirsen“,  erklärt Pia.

In der Kellerwerkstatt haben die Mädchen einen bunt bemalten Ast mit farbig gestalteten Kugeln behängt, die symbolisch die „Tirsen“ darstellen, welche wie betont wird, sich von Kirchen trotz eines gewissen Anklangs  grundlegend unterscheiden. Überschäumend vor Energie traben die Jugendlichen von der Kellerwerkstatt, in der Reiner Schütz den handwerklichen Bereich betreut zu Michaela Schwarzmanns Malraum im ersten Obergeschoss und wieder zurück. Dann aber widmet sich jede einzelne wieder mit ganzer Konzentration dem jeweiligen Kunstwerk, das gerade bearbeitet werden soll.
Manche ihrer Produkte sind schon erstaunlich ausgereift und lassen erkennen, dass die Gestalterinnen nicht zum ersten Mal den Kreativkurs besuchen, sondern sich bereits über mehrere Jahre hinweg künstlerisch gebildet haben. „Ich finde, mein Fisch ist echt gut geworden“, kann Pia mit Fug und Recht behaupten. Doch alterstypisch verfällt sie gleich wieder in Selbstkritik: „Er sieht so durchsichtig aus, ich hätte ihn ein bisschen greller und die Flossen größer machen sollen.“ Doch ihre Freundin rückt das kleinformatige quadratische, in Blau- und Grüntönen gehaltene Acrylbild wieder ins rechte Licht: „Nein, er schaut voll gut aus!“
Mit seinen diesmal nur zehn Teilnehmerinnen sei der Kurs „heimelig und überschaubar“, meint  die freischaffende Künstlerin Michaela Schwarzmann. Eine erstaunliche Fülle an Objekten aus Holz, Weidenruten und Gips sowie malerischen Werken bringt die Schar dennoch zusammen. So platzt der Malraum vor zum Trocknen aufgestellten oder bereits fertigen Bildern aus allen Nähten. Und auch die unzähligen Holzskulpturen und weiteren Objekte in der Kellerwerkstatt zeugen von einer enormen Schaffenskraft, die sich in einer Zeitspanne von nur zwei Tagen entfaltet.
Was die Teilnehmerinnen zu einer so ausgeprägten Kreativität bringt, ist laut Reiner Schütz die künstlerische Freiheit. Hier geht es nicht wie in der Schule zu, in der ein Lehrplan klare Vorgaben auferlegt und disziplinarische Maßnahmen bei einer Klassengröße von bis zu dreißig Schülern unerlässlich sind. „Wir halten das Kreativwochenende bewusst offen, damit jeder spielerisch mit den Materialien und Farben umgehen kann“, äußert sich Schütz zu dem seit Jahren bewährten Konzept des Kurses. Jeder könne hier „etwas aus sich selbst heraus entwickeln“ und bekomme nur auf Wunsch beziehungsweise, wenn Probleme auftauchten, Unterstützung durch die Kursleiter.
Wichtig, so Michaela Schwarzmann, sei es aber zunächst einmal die Hemmschwelle zu überwinden, um sich etwas zuzutrauen, Ideen zu entwickeln und schließlich in den Schaffensprozess einzutreten. Deshalb stehe nach dem ersten gemeinsamen Abendessen ein Spaziergang zum Sammeln von Naturmaterialien auf dem Programm. Hier werde erst einmal ein Schalter umgelegt – vom stressigen Alltag hin zur inneren Ruhe und Sammlung. Und lägen die Fundstücke, wie Holz, Steine und Blätter erst einmal in der Hand, so die Erfahrung, dann stellten sich die Ideen wie von selbst ein und der Schritt zu deren Umsetzung sei im Nu gemacht.
Das Umfeld in der KLVHS tut dazu ein Übriges. Der Blick kann aus den Fenster in die Weite der Natur schweifen und wird nicht durch Häuserwände und graue Straßen aufgehalten. Das Gehör wird nicht durch Lärm abgelenkt. Und selbstverständlich sollte das Handy in dieser Zeit ausgeschaltet bleiben. Das bereit gestellte Material nebst zahlreichen Kunstbildbänden, aus denen man sich Anregung holen kann tragen natürlich auch zur Entfaltung künstlerischer Kräfte bei. Und obwohl Michaela Schwarzmann als Künstlerin all diese Materialien auch bei sich zu Hause stets zugänglich hat, bemerkt sie eine Steigerung der Kreativität sogar bei sich selbst. Denn auch ihr eigener Blick, so erzählt sie sei von den täglichen Anforderungen und Störungen verstellt. In der KLVHS hat sie im Handumdrehen mehrere Leinwände bemalt, die sie später in ein Gesamtkunstwerk verwandeln will. „Hier tue ich mich viel leichter, etwas anzufangen“, schöpft sie den Freiraum auch für ihre eigene Entfaltung aus. Und nebenbei gibt sie unermüdlich den Anwesenden Tipps, um deren Bilder zu verbessern und ihnen den letzten Schliff zu geben.
Auf einer wandfüllenden Papierbahn im Malzimmer können die Teilnehmerinnen, ohne nachzudenken, zwischendurch ihre Pinsel wandern lassen. Michaela Schwarzmann hat einen breiten Pinsel in die Hand genommen und am Papier entlang ihren Arm einmal rundum kreisen lassen. Bunte Tupfen, breite Striche, Buchstaben, Blumen und Häuschen ergeben einen fröhlichen Gesamteindruck. „Gemeinschaft“, so betonen gerade die jungen Mädchen, sei ihnen hier sehr wichtig. Pia genügt dafür ein einziger Satz: „Wir verstehen uns voll gut!“
Die nächste vom Familienbund der Katholiken geförderte Veranstaltung der Katholischen Landvolkshochschule Feuerstein sind die Pfingsterlebnistage für Familien vom 13. bis 17. Mai unter der Leitung von Dr. Olaf Rölver und Vanessa Nadler.