Weihbischof Herwig Gössl zu Gast beim Diözesanfamilienrat

Datum:
Di. 12. Okt. 2021
Von:
Susanne Neubauer

Im September trafen sich der Diözesanfamilienrat und Weihbischof Herwig Gössl zu einem Austausch über familienpolitische Themen, den Synodalen Weg und den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche.

v. links n. rechts: Lydia Heilmann, Freddy Grubisa, Weihbischof Herwig Gössl, Ursula Knitt, Christiane Kömm, Edgar Maul, Markus Donhauser. (c) Susanne Neubauer
v. links n. rechts: Lydia Heilmann, Freddy Grubisa, Weihbischof Herwig Gössl, Ursula Knitt, Christiane Kömm, Edgar Maul, Markus Donhauser.

Immer mehr sehen sich beide Elternteile durch hohe Lebensunterhaltskosten gezwungen, ihre Arbeitszeit während der Erziehung ihrer Kinder nur geringfügig zu reduzieren. Deshalb fordert der Familienbund der Katholiken seit Jahren ein Erziehungsgehalt, das im Gegensatz zum Elterngeld keine Lohnersatzleistung darstellt, sondern eine monetäre Anerkennung von Sorgearbeit. Dies würde Eltern auch finanziell entlasten. Weihbischof Gössl stellte fest, dass Betreuungsangebote ausgeweitet würden, da sich die Lebensumstände von Familien grundlegend geändert hätten. Hierzu zählen auch, dass der Beruf wichtig für die Identität sei und Arbeitswege immer länger werden. Work-Life-Balance sei aber ebenso ein wichtiger Faktor für junge Menschen, so Weihbischof Gössl. Dem stimmten auch die anwesenden Mitglieder des Diözesanfamilienrates zu, der sich grundlegend für die echte Wahlfreiheit von Familien ausspricht.

 

Ein weiteres Thema, das u.a. auch die Kommission für Ehe und Familie der Deutschen Bischofskonferenz beschäftigt, war die gesonderte Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz. Bereits 2019 veröffentlichte die Kommission ein Grundsatzpapier, das sich gegen die gesonderte Aufnahme von Kinderrechten ins Grundgesetz aussprach. Diese Meinung wird vom Diözesanfamilienrat uneingeschränkt geteilt, da eine Verfassungsänderung das Verhältnis zwischen Eltern, Kindern und Staat aus dem Gleichgewicht bringen würde und dem Staat mehr Rechte gegenüber den Eltern einräumt. Die Eltern haben nicht nur die Pflicht, sondern auch das Recht zur Erziehung ihrer Kinder. Dennoch sei es schwierig zu vermitteln, dass man sich nicht gegen Kinderrechte im Allgemeinen ausspricht, sondern lediglich gegen eine Verfassungsänderung. „Die Mittel, Kinder besser zu schützen und zu unterstützen, bestehen bereits“, so Diözesanvorsitzende Christiane Kömm, „es fehlt lediglich oft der politische Wille zu deren Umsetzung.“

 

In Bezug auf den Synodalen Weg betonte Weihbischof Gössl die angenehme Gesprächsatmosphäre, die von großer Wertschätzung getragen sei, warnte aber zugleich davor, dass die Erwartungen, die an die Ergebnisse des Synodalen Wegs gestellt werden, oftmals zu hoch seien. Speziell für das Synodalforum IV. „Leben in gelingenden Beziehungen“, dem Weihbischof Gössl angehört, sprach er sich für eine positive Konnotation von Sexualität aus, wenngleich er betonte, dass es eine wichtige Aufgabe der kirchlichen Sexualmoral sei, Menschen Orientierung zu geben. Daher sei es nicht sinnvoll, die kirchliche Sexualmoral grundsätzlich in Frage zu stellen. 

 

In Bezug auf den Missbrauchsskandal, aufgrund dessen der Synodale Weg ins Leben gerufen wurde, verwies Weihbischof Gössl auf ähnliche Verhaltensmuster bei Missbrauch von Jugendlichen und Kindern in Familie und Kirche. Es müsse eine konsequente Aufklärung geleistet werden. Der Diözesanfamilienrat sprach sich für eine bessere Unterstützung der Beratungs- und Anlaufstellen aus, um Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sich vertrauensvoll an Ansprechpartner zu wenden. Der Missbrauchsskandal laste schwer auf der katholischen Kirche, so Diözesanvorsitzende Christiane Kömm, und müsse unbedingt aufgearbeitet werden.   

 

Generell war man sich einig, dass den Familien ein höherer Stellenwert in der Gesellschaft eingeräumt werden müsse, da sie als Grundwert einer modernen Gesellschaft nicht wegzudenken sei.