Stiftung Kinderreich und Familienbund luden kinderreiche Familien zum Erlebnistag: rund 250 Teilnehmer

Anregungen, Austausch, Abenteuer

Familienstiftung Kinderreiche Erlebnistag (c) Heinrichsblatt (BP)
Familienstiftung Kinderreiche Erlebnistag
Datum:
Di. 4. Juli 2017
Von:
Heinrichsblatt (BP)

In der Gesellschaft sind sie Exoten. Doch so alleine sind sie nicht. Kinderreiche Familien. Knapp 40 Familien mit 160 ihrer Kinder – eine Familie kam mit acht Jungen und Mädchen – sind zum Erlebnis- und Begegnungstag auf den Feuerstein gekommen. Und zu Erleben, Entdecken und Erfahren gab es viel rund um Jugendburg und Katholischer Landvolkshochschule (KLVHS). Der Diözesane Familienbund der Katholiken und die von Erzbischof Dr. Ludwig Schick ins Leben gerufene Familienstiftung „Kinderreich“ hatten sich zum 4. Mal eine Menge einfallen lassen. 

Für Groß und Klein. Naturerkundungen, Wollwerkstatt – vom Schaf bis zum Filzprodukt, Spiele, Gesprächstraining, Vorträge über das Abenteuer Pubertät oder nachhaltigen Lebensstil und spirituelle Impulse.

Angebote für Familien mit mehr als vier Kindern gibt es sonst kaum, bedauert Christiane Kömm. Der Familienbund-Vorsitzenden ist es ein Anliegen, dass kinderreiche Familien aufgrund von Sparmaßnahmen nicht noch mehr ins Hintertreffen geraten. Gesellschaftlich wie kirchlich. Deshalb freue sie sich um so mehr über das Engagement von Erzbischof Dr. Ludwig Schick. „Er hat immer ein offenes Ohr für Familien“, sagt Christiane Kömm und freut sich, dass sich der Erzbischof für den Begegnungstag viel Zeit genommen hat. Um mit den Familien ins Gespräch zu kommen. Und um sich deren Fragen zu stellen: Bei der Podiumsdiskussion am Nachmittag stellte Moderator und Heinrichsblatt-Redakteur Christoph Gahlau die Frage: Familie: Wo geht die Reise hin?

Mit Schick diskutierten Emilia Müller, Staatsministerin für Arbeit und Soziales, Familie und Integration, Professorin Dr. Henriette Engelhardt-Wölfler, Leiterin des Staatsinstituts für Familienforschung an der Universität Bamberg und Christiane Kömm. Sie alle betonten, wie wertvoll und wichtig Familien sind, persönlich, ideell und als Leistungsträger der Gesellschaft. Sie alle betonten, dass die finanzielle und ideelle Anerkennung fehlt. Doch bei der Frage, wie sich Familie definiert gingen die Vorstellungen auseinander. Henriette Engelhardt-Wölfler plädierte dafür, den Begriff der Lebenspraxis anzupassen und die zunehmend unterschiedlichen und komplexeren Familienformen in den Begriff Familie mit hineinzunehmen. Emilie Müller hob die freie Entscheidung der Eltern hervor, Kinder selber zu betreuen oder nicht. „Der Staat muss für gute Kinderbetreuung sorgen“, so die Staatsministerin. Er habe aber kein Recht, den Eltern die Art der Kinderbetreuung vorzuschreiben.

Staat und Kirche, so der Erzbischof selbstkritisch, könnten noch mehr tun. So brauche es zum Beispiel mehr Kindertagesstätten zur Entlastung der Eltern, aber auch flexiblere Arbeitszeiten. Probleme, die zur Sprache kamen waren unter anderem der Fachkräftemangel in Kitas und Pflegeeinrichtungen, die fehlende Unterstützung für Hebammen, das fehlende politische Gewicht von Familien, familienunfreundliche Arbeitsbedingungen oder die fehlende Kinderfreundlichkeit in der Gesellschaft – die allerdings wieder zuzunehmen scheint. Mehrere Kinder zu haben werde wieder „in“.

Moderator Gahlau wollte schließlich einen Ausblick wagen und stellte den Gesprächspartner auf dem Podium die Frage: Was muss familienpolitisch unbedingt umgesetzt werden? Eine flexiblere Rente wurde da ebenso genannt wie Kinder-Splitting – statt Ehegattensplitting oder niedrigere Sozialversicherungsbeiträge für Familien.

Auch sollten staatliche Leistungen von der Kinderzahl abhängig werden, Erziehungsberatungsstellen sollten an den Kitas andocken und es brauche eine andere Staffelung des Kindergeldes, wobei berücksichtigt wird, dass beispielsweise bei vier oder mehr Kindern ein größeres Auto notwendig ist, wie etwa der Erzbischof erläuterte. Und es kam der Wunsch zur Sprache, dass jeder seinen Teil zu einer familienunfreundlichen Gesellschaft beiträgt. Der erlebnisreiche Begegnungstag fand in der Burgkirche einen geistlichen Abschluss, bei dem Erzbischof Schick die Teilnehmenden einzeln segnete.