Ohne Kinder gibt es keine Zukunft

Familienbund der Katholiken will mit neuer Aktion auf Situation der Familien aufmerksam machen

Datum:
So. 21. Mai 2006
Von:
Andreas Kuschbert, Heinrichsbaltt

Familie ist auch im 21. Jahrhundert das attraktivste Lebensmodell in unserer Gesellschaft. Eine Familie zu gründen und Kinder zu bekommen ist eines der wichtigsten Ziele in den Lebensentwürfen der meisten jungen Menschen. Doch die politischen Umstände bringen dieses Modell ins Wanken. Kinder zu haben bedeutet für viele Eltern, ein Armutsrisiko in Kauf zu nehmen. Einen gerechten Familienlasten- und leistungsausgleich vor allem für einkommenschwächere Familien gibt es nicht. Hier setzt die Arbeit des Familienbundes an, der zu einer starken Lobby für Familien geworden ist. Eine neue Aktion hat jetzt der Familienbund in der Erzdiözese Bamberg ins Leben gerufen. Das Motto: „Ohne Samen keine Ernte, ohne Kinder keine Zukunft!“

„Wir wollen mit diesem Tütchen Sonnenblumensamen Aufmerksamkeit erregen“, erklären Diözesanvorsitzender Professor Dr. Heinz Tröster und Geschäftsführer Martin Mehler im Gespräch mit dem Heinrichsblatt. „Die Tüte stellt das Positive dar“, ergänzt Dr. Irmela Mies-Suermann, Vorstandsmitglied im Diözesanverband. „Kinder sind schön wie Blumen und sind bereichernd. Deshalb sollten die Leute nicht dafür bestraft werden, dass sie Kinder haben.“

Als ein wichtiges Etappenziel sieht Tröster, der gerade von der Bundesdelegiertenversammlung zurückgekommen war, die Ergebnisse zum Elterngeld an. Die Koalitionsparteien hatten sich unter anderem auf einen einkommens-unabhängigen Sockel in Höhe von 300 Euro verständigt, der nicht auf andere Sozialtransfers angerechnet wird. Dies entspreche laut Tröster einer zentralen Forderung des Familienbundes. „Dieser Entwurf bewirkt im Vergleich zu den ersten Plänen, dass jetzt Eltern ohne eigenes Einkommen aufgrund ihrer Familientätigkeit sowie sozial schwache Familien berücksichtigt werden“, konstatierte der Diözesanvorsitzende.

Auch die Gestaltung der Partnerschaftsmonate als Bonus-Regelung und die Möglichkeit einer Budget-Lösung mi zweijähriger Bezugsdauer stoßen bei Tröster und dem Familienbund grundsätzlich auf Zustimmung. Professor Tröster: „Allerdings muss der Sockelbetrag in voller Höhe für zwei Jahre gewährt werden, um alle Lebensentwürfe von Familien gleichermaßen zu würdigen.“

Laut Geschäftsführer Martin Mehler müsse man endlich wieder dorthin kommen, das „Ja“ zu den Kindern zu fördern. „Wir leben heute leider in einer kinderentwöhnten Gesellschaft, in der manche Erwachsene einmal im Monat Kontakt zur jungen Generation haben“, so Mehler. „Da stellt sich natürlich die Frage, wie in einer solchen Gesellschaft Dinge für Kinder geplant und gestaltet werden können.“ Professor Tröster sieht zudem das Problem, dass die Grundlage des heutigen Familienbildes nicht mehr christlich, sondern von der Dominanz der Arbeitswelt geprägt ist.

Der Bamberger Diözesanvorsitzende sieht – angelehnt an die Agenda 2010 – den „Crash 2020“ am Horizont, „denn unsere ganzen sozialen Sicherungssysteme sind beim derzeitigen Altersdurchschnitt in der Bevölkerung und dem Kindermangel nicht mehr haltbar“. Aus diesem Grund hat der Familienbund der Katholiken seine Aktion „agenda Familie“ gestartet und fordert darin eine umfassende Familienpolitik. Die Agenda besteht aus fünf Themenschwerpunkten: Soziale Sicherung – Steuern und Transfers – Familienverträglichkeit – Erziehung, Bildung und Betreuung – Eltern und Kinder. Die Themen der „agenda Familie“ werden als Broschüren veröffentlicht, von denen zwei bereits fertiggestellt, eine dritte in Arbeit ist. Die Bausteine stehen laut Professor Tröster als gleichberechtigte Elemente nebeneinander und sollen den großen Bogen spannen für eine umfassende Familienpolitik, die alle Bereiche der Politik berührt.

Vor diesem Hintergrund wird der Bamberger Diözesanfamilienrat auch seine intensiven Gespräche mit Bundes- und Landespolitikern aller Couleur fortsetzen. „Die politische Meinungsbildung auf lokaler Ebene ist schwierig“, weiß Tröster aus eigener Erfahrung. Als positiv bewertet er in diesem Zusammenhang die zahlreichen lokalen Bündnisse für Familien. „Sie sind kleine Zellen, in denen durchaus manches bewirkt werden kann.“