Der Familienbund im Gespräch mit dem Geschäftsführer der Gründerzentren in Bamberg

Gespräch mit Mario Mages (c) FDK
Gespräch mit Mario Mages
Datum:
Mi. 29. Nov. 2023
Von:
Anja Sauer

Die Vorsitzende des Diözesanfamilienrates Christiane Kömm begrüßte den Geschäftsführer der IGZ Bamberg GmbH, Herrn Mario Mages in der Geschäftsstelle des Familienbunds Bamberg und merkte an, dass jedes bisher geführte Gespräch ein Anliegen erfüllte. Diesmal sei das Anliegen Neugierde und Interesse an dem, was ein Gründerzentrum für die Gesellschaft leiste. Die kommunale Gesellschaft von Stadt und Landkreis Bamberg betreibt zwei Gründerzentren. Einerseits das IGZ Bamberg, Zentrum für Innovation und neue Unternehmen, in der Kronacher Straße, das im kommenden Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert und andererseits das im März dieses Jahres neu eröffnete Digitale Gründerzentrum LAGARDE1. Herr Mages stellte daraufhin die breite Dienstleistungspalette der Zentren vor: 

In erster Linie unterstützten sie die Vernetzung von Existenzgründern, Selbständigen, Start-ups, Unternehmen und Hochschulen. Es vollzieht sich dabei ein breiter Wissensaustausch zu digitalen Themen, um innovative Ideen voranzubringen. Dies geschieht auch durch Vermietung von Flächen für Produktion und Lagerbewirtschaftung, sowie Büroräume und Coworkingbereiche. Das bedeutet, Selbstständige oder auch Unternehmen arbeiten unter einem Dach unabhängig voneinander an individuellen Projekten und es findet gegenseitiger Austausch und Hilfe statt. Diese Ausführungen zeigen auf, dass in der heutigen Arbeitswelt ein neuer Weg eingeschlagen wird, zu einem gewinnbringenden Miteinander. Das Leistungsspektrum des Gründerzentrums beinhaltet auch Informationsvermittlung durch Podcast, Social-Media Beiträgen und verschiedenen Veranstaltungen, mit dem Ziel, potentiellen Gründern bei ihrem Weg in die Selbständigkeit zu unterstützen. Es werden auch VHS-Kurse und ein Tag der offenen Tür für die breite Öffentlichkeit angeboten. „Ein weiterer wichtiger Aufgabenbereich ist es, den Leuten verständlich zu machen, was wir tun“, resümiert Herr Mages: „Wir investieren in die Zukunft und dies vermitteln wir auch unseren Interessenten und Sponsoren. Die Zielgruppe ist begeistert von dem Konzept: Wir setzen für eine Büroanmietung in LAGARDE1 ein digitales Geschäftsmodell voraus und das Unternehmen darf nicht älter als fünf Jahre sein. Die Vermietung ist wegen der Förderauflagen auf die Maximaldauer von fünf Jahren begrenzt. Die Errichtung des Digitalen Gründerzentrums wurde durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie sowie Stadt und Landkreis Bamberg gefördert“. Die Gremiumsmitglieder interessierte auch der interne Aufbau der Einrichtung. Der Geschäftsführer informierte darüber, dass derzeit eine Vollzeitäquivalenz von 6,5 Mitarbeitern in dem markant erscheinenden goldenen Gebäude mit dem Binärcode an der Außenfassade, bestehe. Zusätzlich gibt es eine Auszubildende zur Kauffrau für Büromanagement. Stolz verkündete er, dass insgesamt vier junge Menschen ihre Ausbildung in den zurückliegenden Jahren erfolgreich abgeschlossen haben und insgesamt zwei Azubis übernommen werden konnten. Er hob hervor, dass sein Team gut und sehr engagiert zusammenarbeitet. Dies sei auch darauf zurückzuführen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eigene Projekte mit dem Ziel der Gründungsförderung für sich herausfinden und an diesen tätig sein können. Dadurch wird die Motivation und Zufriedenheit im Team gefördert. Ein weiterer Gesprächspunkt betraf die bedenkliche Entwicklung der Künstlichen Intelligenz im Hinblick auf die mögliche Vernichtung von Arbeitsplätzen im Programmierbereich. Herr Mages erklärte daraufhin, dass er hier eine Chance sehe, den Fachkräftemangel zu begegnen, durch Outsourcing von Standardaufgaben an die KI. Somit könne mehr und bessere kreative Arbeit für die Menschen möglich werden. Er nannte das Beispiel der Industrie 4,0, in der durch die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine ein enormes Potential geschaffen wurde. Als nächstes wurde die Bildungspolitik in den Kitas angesprochen und die Frage gestellt, was davon zu halten ist, wenn in diesen Einrichtungen bereits Laptops bei Kleinkindern in Einsatz kommen. Hier zeigte sich Herr Mages, selbst Vater eines dreijährigen Sohnes kritisch: “Kinder sollten nicht zu früh an diese Technik und Medien herangeführt werden. Eltern sollen vermeiden, das Handy in die Hände von Kleinkindern zu geben. Christiane Kömm stimmte dem zu und hob die Vorbildfunktion der Eltern hervor: “Kleine Kinder ahmen das Verhalten der Großen nach und hier muss eine stufenweise, kindgerechte digitale Kompetenz erfolgen, bevor den Kindern das komplette Repertoire zur Verfügung steht!“ Eine weitere Frage aus dem Gremium betraf die Möglichkeit, einen Raum anzumieten und sein Kind mitbringen zu dürfen. Herr Mages hält dies für eine wünschenswerte Entwicklung. Anschließend ging es um das Entwicklungspotential der Start-ups und es wurde kritisch hinterfragt, ob die hier konzipierten Produkte später in Deutschland produziert werden. „Dies ließe sich nicht klar beantworten“, meinte der Leiter der beiden Gründerzentren. „Das abgesenkte Lohnniveau und die Kosteneinsparung durch geringere Umwelt- und Sozialstandards erschwert es dem heimischen Produktionsmarkt und führe oftmals zu einer Verlagerung ins Ausland. Im Lieferkettengesetz wäre ein guter Ansatz zu erkennen, um diese Entwicklung zu stoppen“. Der Diözesanfamilienrat verwies als Nächstes auf die schleppende Digitalisierung in den Behörden und zeigte die Vorteile für Familien auf, wenn die Beantragung von Leistungen hier schneller und unkomplizierter durchführbar wäre. Herr Mages stimmte dem zu und zeigte gleichzeitig auf, dass in anderen Bereichen die IT-Entwicklung zu schnell vorankomme und die Menschen dem gar nicht mehr folgen können, am Beispiel des autonomen Fahrens. „Künstliche Intelligenz benötigt einen gesetzlichen Rahmen und ethische Maßstäbe, hier muss eine strikte Regulierung erfolgen, so dass es den Verkehr sicherer macht“, mahnte er an. Zum Schluss lud Herr Mages die Gremiumsmitglieder ein, sich bei einem Besuch des Gründerzentrums selbst ein Bild zu machen.