Bei Familienbund-Jahrestagung wies Buchautorin Kristina Vaillant auf ungerechte Renten hin

Horrorszenario für Frauen der Babyboomer-Generation

Buchautorin Kristina Vaillant kritisierte das ungerechte Rentensystem. (c) Christiane Dillig
Buchautorin Kristina Vaillant kritisierte das ungerechte Rentensystem.
Datum:
Do. 28. Dez. 2017
Von:
Christiane Dillig

Bei der gesetzlichen Rentenversicherung liegt die Gleichberechtigung von Frauen und Männern noch in weiter Ferne. Zentrale Aufgabe der Politik sei es, für mehr Gerechtigkeit zu sorgen. Diese Forderung stellte die Buchautorin und freie Journalistin Kristina Vaillant bei der familienpolitischen Jahrestagung des Familienbundes der Katholiken auf.

Postkartenaktion
Postkartenaktion

Sie erhielt damit die uneingeschränkte Zustimmung der Vertreter von Familienbund, Katholischer Elternschaft sowie der Teilnehmer der Veranstaltung, die im Bistumshaus St. Otto stattfand.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus Sicht von Vätern und Müttern hatte die letzten Tagungen geprägt. Nun sei es an der Zeit, das Thema „Rente“ aufzurollen. Es sei im Wahlkampf zu kurz gekommen, stellte die Vorsitzende des Familienbundes, Christiane Kömm, heraus. Hier müsse vieles in Bewegung kommen, sagte sie auch unter Hinweis auf ein von katholischen Verbänden schon vor Jahren ausgearbeitetes Rentenmodell, das mehr Gerechtigkeit verspricht.

Nahezu sieben Millionen Frauen aus den geburtenstarken Jahrgängen werden in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. Ein Drittel von ihnen, vor allem die Mütter, werden nicht mehr als 600 Euro Rente bekommen. Obwohl gut ausgebildet und berufstätig, könnten sie auf die Unterstützung des Staats angewiesen sein. Dies sei „ein Horrorszenario für eine ganze Generation“ meinte die Autorin, die in ihrem Buch auf die Ursachen der Probleme dieser „verratenen Mütter“ hinweist. Ihnen drohe im Alter ein Leben in Armut.

Die Autorin kritisierte zwei Dogmen der Rentenberechnung, das „Rente nur gegen Beiträge-Denken“ und das Zugrundelegen eines Familienmodells, bei dem die Frau nur dazuverdient, aber im Alter durch den Ehepartner abgesichert ist. Die Politik sei weit entfernt von einer Vorstellung, dass Frauen auch ein Recht auf eine eigenständige, die Existenz sichernde Rente haben. Vaillant empfahl einen Blick auf europäische Nachbarländer, die ihre Rentensysteme bereits reformiert haben, sodass die Rente eher bei 60 Prozent des Verdienstes liege, in Österreich gar bei 90 Prozent.

Aufgabe der Politik sei es, für soziale Gleichberechtigung zu sorgen, forderte Vaillant. „Wir brauchen keine Schönheitsreparaturen wie in der Vergangenheit geschehen, sondern mutige Entwürfe und einen Neustart für das Rentensystem.“ Dabei verwies sie auch auf das Rentenmodell, das unter anderem der Familienbund der Katholiken schon 2002 vorgelegt hatten. Es besteht aus einer Sockelrente, einer Arbeitnehmer-Pflichtversicherung, der betrieblichen sowie einer privaten Altersvorsorge.

Auch in der anschließenden Diskussion wurde die Frage gestellt, warum dieses geprüfte Modell nicht in der Politik ankommt. Eine Reform des Rentensystems würde auch eine Antwort auf den heutigen Arbeitsmarkt sein, in dem Digitalisierung und Flexibilisierung eine Rolle spielen und sich in den Erwerbsbiographien niederschlagen werden.

Christiane Kömm forderte dazu auf, sich an einer Postkartenaktion der katholischen Verbände zu beteiligen, deren Adressaten  die neu gewählten Bundestagsabgeordneten sind. Sie werden aufgefordert, sich für ein solidarisches und gerechtes Rentenmodell wie das der Verbände einzusetzen. Erziehungszeiten sollten besser anerkannt, Pflegezeiten stärker und auch nach Renteneintritt berücksichtigt werden und der Versichertenkreis in der gesetzlichen Rentenversicherung auf alle Erwerbstätigen ausgeweitet werden. Es gelte: „Jetzt die Weichen stellen und Altersarmut bekämpfen!“

Erhältlich sind die Karten zusammen mit einem Informations-Flyer beim Familienbund der Katholiken unter 0951 502 3545 oder kontakt@familienbund-bamberg.de.

Unter Downloads finden Sie den Flyer zum Rentensystem der katholischen Verbände sowie Informationen zur Postkartenaktion.

In der Kapelle des Bistumshauses beendete Familienseelsorger Wolfgang Eichler den Tag mit einem geistlichen Impuls. Während der Tagung gab es für die Kinder auch eine Kinderbetreuung.