Die Entwicklung der sozialen Fähigkeiten ist ein primärer Bestandteil der kindlichen Sozialisation. Bereits in den ersten Lebensjahren bildet die funktionierende Familie den grundlegenden Rahmen, in dem sich Kinder mit elementaren sozialen Kompetenzen wie Empathie, Konfliktlösung und Beziehungsfähigkeit vertraut machen.
In diesem geschützten Umfeld lernen Kinder, durch das Vorbild der Eltern, mittels Kommunikation und Interaktion, wichtige soziale Regeln und Normen. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass die frühkindliche Bindungserfahrung maßgeblich zur Entwicklung von sozialen und emotionalen Kompetenzen beiträgt.
Die Bindungstheorie von John Bowlby (die auch heute noch vielfach genutzt und weiterentwickelt wird) zeigt auf, dass die emotionale Bindung zwischen dem Kind und seinen Eltern entscheidend für die psychische Entwicklung ist. Der Psychoanalytiker argumentierte, dass eine solche Erfahrung dem Kleinkind ein Gefühl von Sicherheit und Urvertrauen gibt. Fehlende oder gestörte Bindungen können laut Bowlby zu späteren emotionalen und sozialen Problemen führen. Seine Theorie betont, wie wichtig eine gelingende frühe Bindungsprägung für das gesamte Leben ist.
Kinder, die in einem liebevoll unterstützenden, familiären Umfeld aufwachsen, zeigen häufiger ein prosoziales Verhalten, sind empathischer anderen gegenüber und gehen konstruktiver mit Konflikten um. Hier spielt auch das Geschwisterverhältnis eine wichtige Rolle, denn es bietet einen Lernraum für die Kinder, um grundlegende soziale Fähigkeiten zu erwerben: Sie lernen, miteinander zu teilen, Konflikte auszutragen, sich zu versöhnen und auf die Bedürfnisse des Anderen Rücksicht zu nehmen.
Diese früh erworbenen sozialen Fähigkeiten sind entscheidend, um sich später in größeren sozialen Gruppen wie Kindergarten, Schule, Freundeskreis, Studium und Arbeit gut zurechtzufinden. In einer zunehmend globalisierten, beschleunigten und vielschichtigen Welt, gewinnen soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Empathie und Aufgeschlossenheit immer weiter an Bedeutung. Denn diese führen einerseits zu mehr individuellen Lebensglück, andererseits zu einem stärkeren gesellschaftlichen Zusammenhalt.
In der OECD Bildungsstudie wird betont, dass gerade diese sozialen und emotionalen Kompetenzen, neben den kognitiven Fähigkeiten entscheidend sind, für gesellschaftliche Teilhabe und ein funktionierendes demokratisches Miteinander (OECD 2015).
Christiane Kömm, die Vorsitzende des Diözesanfamilienrates fasst es mit eigenen Worten zusammen:“ Familie ist der erste und prägendste Lernort für die sozialen Fähigkeiten eines Kindes. Eine unterstützende und liebevolle familiäre Umgebung ermöglicht es den Kindern, sich zu innerlich gefestigten und gemeinschaftsorientierten Persönlichkeiten zu entwickeln.“