Angesichts der heutigen Debatte im Bundestag zum weiteren Umgang mit dem überraschend auslaufenden Bundesprogramm Sprach-Kitas kritisiert der Familienbund den Wegfall des erfolgreichen Bildungsprogramme und fordert die Bundesregierung auf, den drohenden Verlust von Fachkräften und Bildungsqualität zumindest durch eine zügige Übergangslösung zu verhindern.
Berlin, 21. September 2022 – Im Koalitionsvertrag war die Verstetigung des Sprach-Kita-Programms vorgesehen, vor wenigen Wochen wurde es vom Bund als beendet erklärt. Damit endet eines der wenigen bundesweit wirksamen und evaluierten Bildungsprogramme und lässt viele Fragen offen.
„Die Sprach-Kitas haben eine positive Wirkung gezeigt, das wurde auch durch wissenschaftliche Untersuchungen bestätigt. Und zwar nicht nur für die Kinder mit sprachlichen Schwierigkeiten, an die sich das Programm vorrangig richtet, sondern oft für die gesamte Einrichtung.“, fasst Ulrich Hoffmann, Präsident des Familienbundes, den Erfolg des Bundesprogramms zusammen. „Dass das Programm jetzt zum Jahresende überraschend ausläuft, lässt viele Fachkräfte, Kinder und Kitas im wörtli-chen Sinne fast sprachlos zurück. Es ist eine Kürzung an der Basis der Bildung.“
Die Untersuchungen bescheinigten den bundesweit rund 6.900 Sprach-Kitas mit ihren 500.000 betreuten Kindern erkennbaren Erfolg bei der sprachlichen Förderung. Für viele Kitas verbesserte sich die Personalsituation durch oft akademisch ausgebildete Zusatzkräfte. Neben Kindern mit Migrationshintergrund profitierten alle Kinder von einem steigenden Anregungsniveau in den Einrichtungen und der besseren Betreuung. Im August kündigte der Bund das Auslaufen der Sprach-Kitas zum Jahresende an. Die Förderung der sprachlichen Bildung soll nun mit dem Kita-Qualitätsgesetz an die Bundesländer übergehen.
„Bereits jetzt wandern die gewonnenen Fachkräfte aus den Kitas ab und suchen anderswo neue Betätigungsfelder. Aufgebaute Strukturen drohen zu zerbrechen oder sind es bereits. Angesichts des ohnehin eklatanten Fachkräftemangels und der Bedeutung der frühen Bildung für den Ausgleich ungleicher Zukunftschancen bei den Kindern ist dieser Bruch die denkbar schlechteste Entwicklung“ kritisiert Ulrich Hoffmann. „Aufgrund der drängenden Zeit braucht es mindestens eine Zwischenlösung, damit die Familien, die Kinder und die Einrichtungen jetzt nicht in der Luft hängenbleiben.“
Die von der Familienministerin ins Spiel gebrachte Übergangsfinanzierung muss umgehend das Signal an die betroffenen Fachkräfte und Einrichtungen senden, dass an bestehende Strukturen und Expertise angeknüpft werden wird.
Zusätzlich stehen nun die Länder in der Verantwortung, den Qualitätsaspekt der sprachlichen Entwicklung ab kommendem Sommer in Eigenregie fortzusetzen und die Mittel des Kita-Qualitätsgesetzes dafür auch tatsächlich zu nutzen. Es darf sich nicht wiederholen, dass Mittel, die für die Qualitätssicherung vorgesehen sind, für ohnehin von den Ländern geplante Beitragssenkungen verwendet werden.