Vor dem Hintergrund der aktuellen Ergebnisse des Deutschen Alterssurveys fordert der Familienbund der Katholiken in Bamberg stärkere finanzielle Entlastungen für pflegende Angehörige. Der vor kurzem vorgestellte Alterssurvey hat aufgezeigt, dass der Einsatz pflegender Angehöriger in der Corona-Pandemie vor allem bei Frauen stark gestiegen ist.
So wandten Frauen während der Pandemie signifikant mehr Zeit für die Unterstützung und Pflege auf als Männer. Laut der Studie lag der Zeitaufwand für die private Pflege durch Frauen im Winter 2020/21 im Durchschnitt bei 11,5 Stunden pro Woche, Männer kamen auf 7,5 Stunden Einsatz pro Woche.
„Die private Pflege ruht auf den Schultern der Frauen“, kommentierte die Diözesanvorsitzende des Familienbunds der Katholiken im Erzbistum Bamberg Christiane Kömm. „Pflege- und Sorgearbeit sind im wesentlichen Frauen-Arbeit.“
Die Erwerbsbeteiligung von Unterstützungs- und Pflegepersonen blieb in der Pandemie stabil. Die Erwerbsbeteiligung bei hoch-intensiv pflegenden Frauen ist laut der Studie besonders niedrig. Eine weitere Kernaussage des Alterssurveys bezieht sich auf die gesetzlichen Regelungen zur besseren Vereinbarkeit von Pflege und Beruf, die kaum in Anspruch genommen wurden. Nur jeweils ein Prozent der Pflegenden und Unterstützenden nutzten die Möglichkeit einer kurzfristigen Freistellung zur Pflege von Angehörigen oder die Pflegezeit.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus möchte sich daher für eine Lohnersatzleistung für pflegende Angehörige einsetzen. „So wie junge Eltern Elterngeld erhalten, muss auch pflegenden Angehörigen ein Familienpflegegeld zustehen“, sagte Paus.
Der Familienbund der Katholiken begrüßt dieses Vorhaben grundsätzlich. Diözesanvorsitzende Kömm stellte aber klar, dass eine Lohnersatzleistung nur den erwerbstätigen Angehörigen zugute kommen würde. „Den Löwenanteil an der Pflege leisten die nicht erwerbstätigen Frauen“, sagte sie mit Hinweis auf die Studie, die bei den nicht erwerbstätigen Frauen einen Anstieg der Pflegearbeit von 12,3 Wochenstunden im Jahr 2017 auf 17,2 Wochenstunden in der zweiten Welle der Pandemie beziffert hatte. „Zeitintensive Pflege und Erwerbstätigkeit, das geht für die allermeisten Frauen nicht zusammen. Hier muss sich die Gesellschaft solidarisch zeigen, um eine spätere Altersarmut zu verhindern“, so Kömm.
Der Familienbund der Katholiken hält daher einen Ausbau der bestehenden Regelungen zur Anrechnung von Pflegezeiten auf die Rente für angemessen. Pflegezeiten sollten bei der Rente wie Kindererziehungszeiten behandelt werden. Kindererziehungszeiten werden in der Rentenversicherung bis zu drei Jahren pro Kind mit dem Durchschnittseinkommen aller Versicherten angerechnet. Drei Jahre Kindererziehung bedeuten insgesamt drei Entgeltpunkte.
Der Deutsche Alterssurvey ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte. Er wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Seit Beginn der Corona-Pandemie fanden zwei Erhebungen des Deutschen Alterssurveys statt. An der Befragung im Sommer 2020 (8. Juni bis 22. Juli 2020) haben 4.823 Personen ab einem Alter von 46 Jahren teilgenommen, bei der Befragung im Winter 2020/21 (04. November 2020 bis 1. März 2021) waren es 5.402 Personen.
Der Familienbund der Katholiken ist die Interessengemeinschaft zur Vertretung und Koordinierung familienbezogener Anliegen in Kirche, Staat, Gesellschaft und Politik. Ziele des Familienbunds der Katholiken sind unter anderem die eigenständige und zugleich in die Gesellschaft integrierte Familie zu fördern, die gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation der Familie zu sichern und ihre Benachteiligungen in der Gesellschaft zu beseitigen.