Nicht nur Armut ist ein Thema für Mehrkindfamilien, auch fehlende Anerkennung gehört dazu. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Bertelsmann Studie „Mehrkindfamilien gerecht werden“.
Um Mehrkindfamilien in schwierigen Lebenslagen besser unterstützen zu können, braucht es eine Sensibilisierung gegenüber falschen Vorurteilen und ungerechtfertigter Stigmatisierung sowie die Anerkennung ihrer besonderen Leistungen für die Gesellschaft, insbesondere auch finanziell.
„Diese Studie ist ein großer Gewinn. Sie schließt eine Forschungslücke und zeigt in ihrer Vielstimmigkeit die Vielfalt, die Herausforderungen, die Not, aber eben auch das Glück der Mehrkindfamilien“ so Ulrich Hoffmann, Präsident des Familienbundes der Katholiken.
Die Ergebnisse der Studie der Bertelsmann Stiftung zu „Alltag und Bedarfen von Mehrkindfamilien“ heben die besonderen Leistungen dieser Familien, insbesondere als Leistungsträger des sozialstaatlichen Generationenvertrages hervor. Zudem zeigen die Ergebnisse die Bedarfe auf: materielle wie größeren Wohnraum, strukturelle wie familienfreundliche Arbeitgeber, und psychosoziale wie gesellschaftliche Anerkennung. Die Probleme, vor denen Familien heute vielfach stehen, kumulieren sich bei Mehrkindfamilien. Diese knapp 16 % aller Familien, erfahren die Herausforderungen der Zeit, wirtschaftliche, pandemische und gesellschaftliche in besonderem Maße.
Auf dieser Grundlage fordert der Familienbund, angepasst an die Bedarfe dieser Familien konkretes politisches Handeln folgen zu lassen. Dazu Ulrich Hoffman: „Der Familienbund der Katholiken unterstützt das Anliegen, diese Familien über eine Erhöhung und Bündelung der familienpolitischen Leistungen bedarfsgerecht zu unterstützen. Zudem muss es bei den Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen einen Kinderfreibetrag in angemessener Höhe geben, der die gesteigerte Belastung durch die Unterhaltspflichten für mehrere Kinder anerkennt.“
Aus Sicht des Familienbundes sind Mehrkindfamilien in der Politik oft nicht ausreichend im Blick. „Gerade jetzt, wo die besondere Mehrkindförderung beim Kindergeld wegfällt, sollte an anderer Stelle ein entsprechender finanzieller Ausgleich erfolgen, auch als Anerkennung der großen Leistungen für die Gesellschaft“, erklärte Ulrich Hoffmann. „Das wäre auch ein wichtiger Beitrag gegen Armut von Mehrkindfamilien. Denn auch die hohe Armutsgefährdung, die ein Drittel dieser Familien betrifft, wird in der Studie dargelegt.“
Die Zahlen der Studie belegen, dass das Armutsrisiko mit der Anzahl der Kinder steigt: „Deutschlandweit gelten 31,6 Prozent der Paarfamilien mit drei und mehr Kindern als einkommensarm, 17,7 Prozent beziehen SGB II-Leistungen. Von den alleinerziehenden Familien mit drei und mehr Kindern sind 86,2 Prozent auf SGB II-Leistungen angewiesen.“
Ein weiteres Thema der Studie ist die die knappe Ressource Zeit. „Hier könnte die Idee der atmenden Lebensläufe für Entlastung sorgen: Optionszeiten, die über den gesamten Lebensverlauf Reduzierungen und Ausweitungen der Erwerbsarbeit ermöglichen und die Familien in die Lage versetzen, ihre wichtigen Leistungen für die Gesellschaft zu erbringen“, begründete Hoffmann abschließend.