Experte ist Jürgen Eckert, als Koordinator des Landesprojekts „Schule als Lebensraum – ohne Mobbing“ für Oberfranken und zentraler Ansprechpartner für Mobbing-Präventionsprogramme. Nicht jedes Wegnehmen eines Stiftes oder eine abfällige Bemerkung über die Kleidung eines Mitschülers seien schon Mobbing, sagte Eckert in seinem Vortrag mit dem Thema „Mobbing in der Schule – Kein Opfer sein!“ Kriterium sei vielmehr, dass ein Schüler wiederholt und über eine längere Zeit negativen Handlungen eines oder mehrerer Mitschüler ausgesetzt sei, dieses Verhalten systematisch werde. Wenn „kleine Nadelstiche“ über einen Zeitraum von etwa drei Monaten anhielten, dann sei Handeln notwendig.
Eckert erläuterte den Seminarteilnehmern mögliche Gründe für das Verhalten des Täters. Dies könnten Langweile, aber auch Machtdemonstration, der Wunsch, zu den „Coolen“ zu gehören sein, aber auch Neid oder Schmerz über das Zerbrechen einer Freundschaft. Ein typisches Opfer gebe es nicht, machte der Pädagoge klar: „Es wird ausgesucht. Es ist nicht schuld.“
Mobbing trete im Grundschulalter eher als physische Gewaltanwendung auf, bei älteren Schülern durch verbale oder psychische Attacken wie Ignorieren, Lügen verbreiten, durch Mimik, Gestik oder bestimmte Geräusche, wenn sich der Betroffene äußert. Mobbing habe es schon immer gegeben, sagte Eckert. Doch heute sei dieses Problem nicht mit Schulschluss erledigt. Der Gebrauch von Handys habe zur Folge, dass das Opfer immer und überall erreicht werden könne und dass sich auch Mitläufer jederzeit beteiligen könnten. Der private Rückzugsraum Elternhaus existiere nicht mehr. Die Folge für den Betroffenen: Emotionaler Stress entsteht, sein Selbstwert wird angegriffen, es kommt zum Leistungsabfall bis hin zu psychosomatischen Beschwerden. Schulangst entsteht.
Eltern, aber auch Freunde oder andere Vertraute wie etwa ein Pate, die davon erfahren, sollten sich umgehend mit der Schule in Verbindung setzen, damit der Täter zur Rechenschaft gezogen werden könne. Für falsch hält der Pädagoge, wenn Eltern selbst intervenieren oder das Gespräch mit den Eltern des Täters suchen. Beim Mobbing in der Schule habe diese die primäre Verantwortung und müsse ihrer Fürsorgepflicht nachkommen. Sie verfüge auch über das entsprechende Knowhow. Zudem betreffe Mobbing immer auch die ganze Klasse, denn im Schnitt seien 50 Prozent der Mitschüler als Dulder, Zuschauer oder auch Wegschauer mit involviert. Auch diese gelte es in eine Lösung miteinzubeziehen. Eckert appellierte an die Schulleitungen, offen zu sein für das Thema „Mobbing“ und Präventionsmaßnahmen zuzulassen.
Den Eltern riet der Fachmann, durch ihre Erziehung präventiv zu wirken, indem sie das Selbstwertgefühl ihrer Kinder stärken, Freundschaften unterstützen, ein Vertrauensverhältnis aufbauen und Gesprächsbereitschaft signalisieren und die Zivilcourage ihrer Kinder fördern. Für betroffene Schüler sei es wichtig, die Probleme zu benennen, ein Mobbingtagebuch zu führen, Verstärkung zu suchen und Hilfe zu holen. Die Schulen sollten Elternabende zum Thema veranstalten. Zudem gibt es Präventionsprogramme, die auf das Alter der Schüler abgestimmt sind. Nicht zuletzt könne man sich bei verschiedenen Einrichtungen Hilfe holen.
Die Teilnehmer nutzten intensiv die Möglichkeit, mit anderen Eltern und mit dem Referenten über verschiedene Aspekte des Themas ins Gespräch zu kommen.
Hilfe und Beratung gibt es bei:
- nummergegenkummer.de:
Kinder- und Jugendtelefon: 116 111
Elterntelefon: 0800/111 0 550 - juuuport.de: Hilfe bei Cybermobbing und Stress in sozialen Medien
- klicksafe.de
- Schulberatungsstelle für Oberfranken, Bahnhofsplatz 1a, 95028 Hof
Tel. 09281/140 036 0 - magazin.sofatutor.com/eltern/mobbing-was-eltern-tun-koennen