Intensiver und facettenreicher Dialog mit dem Bundestagsabgeordneten Thomas Silberhorn

Mitglieder des DFR im Austausch mit dem Bundestagsabgeordneten (c) Anja Sauer
Mitglieder des DFR im Austausch mit dem Bundestagsabgeordneten
Datum:
Do. 8. Mai 2025
Von:
Anja Sauer

Der Diözesanfamilienrat (DFR) empfing den Bundestagsabgeordneten Thomas Silberhorn (CSU) zu einem Gespräch in der Geschäftsstelle in Bamberg. Silberhorn ist Abgeordneter für den Wahlkreis Bamberg- und Mitglied im CSU-Parteivorstand. Bei den Koalitionsverhandlungen war er in der Arbeitsgruppe für Bildung, Forschung, Innovation tätig.

Die Vorsitzende des Diözesanfamilienrates, Christiane Kömm, betonte, dass sein Engagement für das Familienwahlrecht sehr erfreulich sei. Silberhorn antwortete, dass er dies weiter unterstütze. Angesichts der Mehrheit von Erstwählern, die für radikale Parteien votierten, sei es wichtig, die Aufklärungs- Bildungs- und Medienarbeit auszubauen, um die abendländisch-christlichen Werte in unserer Gesellschaft zu bewahren. Das nächste Thema betraf die aktuelle Prognose zum Rückgang der Schülerzahlen für das Jahr 2030. Der DFR vertritt die Meinung, dass die Politik hier rechtzeitig handeln müsse, denn es böte sich die Chance, durch kleinere Klassen, bessere Individualförderung sowie höheren finanziellen Gestaltungsspielraum die Bildung in Deutschland wieder auf ein gutes Niveau zu bringen. Der Politiker verwies auf den Zuzug von mehreren Millionen Menschen in den letzten Jahren, „dies habe großen Druck auf Kindertageseinrichtungen, Schulen und dem Wohnungsmarkt ausgeübt. Wenn die Prognose so zutrifft, müsse auch wieder der Betreuungsschlüssel angepasst werden“, so der Abgeordnete.

Zur Bildungsproblematik äußerte sich ein DFR-Mitglied, selbst als Lesepatin für Zweitklässer ehrenamtlich tätig: „Es zeigt sich leider, dass viele Kinder für ihr Alter schlecht lesen. Erschreckend ist auch das bestehende defizitäre allgemeine Grundwissen bei diesen Schülern.“ Silberhorn stimmte dem zu und bedauerte, dass die Schulen nicht mehr das Niveau an Vorwissen (welches früher im Elternhaus gelehrt wurde) voraussetzen können. Die Vorsitzende warf ein, dass diese Situation an einer Familienpolitik liege, in der seit vielen Jahren der Leitsatz vertreten werde, der Staat übernehme die Erziehungs- und Bildungsarbeit für die Eltern. Silberhorn gab ihr recht, dass der Staat dies nicht leisten könne. Immer neue Forderungen wie nach kostenfreien Mittagessen würden die Anspruchsmentalität und die Unzufriedenheit in der Gesellschaft erhöhen. Dies gelte auch für die Forderung nach Abschaffung der unangekündigten Tests in Schulen. Der DFR vertritt die Meinung, dass jedes Kind die Möglichkeit erhalten sollte, Leistung zu zeigen und dadurch Bildungserfolg zu erreichen. Deshalb wäre es falsch, das Abitur in Bayern vom Niveau herabzustufen, um es an andere Bundesländer anzupassen.

Silberhorn regte an, dass die Chancen für Weiterbildung nicht an Noten aus der Vergangenheit scheitern dürfen. „Die Zugangsvoraussetzungen für Weiterbildungen, gerade im pflegerischen und erzieherischen Bereich sollten überarbeitet werden, die Berufserfahrung sollte hier eine höhere Wertigkeit erhalten und nicht die alten Schulnoten“, verdeutlichte er. „Der allgemeine Trend, die wertvolle Care-Arbeit abzuwerten, zeigte sich erst im privaten und nun auch im professionellen Bereich. Es ist sehr bedauerlich, dass Pflege- und Gesundheitsberufe an Ansehen verloren haben“, so Kömm. Der Politiker stimmte dem zu und führte aus, dass die Fachkräfte vernünftig beschäftigt und entlohnt werden müssten, ohne die Abschlüsse weiter zu akademisieren. Die Anerkennung von Berufsqualifikationen müsse insgesamt besser geregelt werden.

Als nächstes verwies ein Mitglied des DFR auf einen Medienbericht, wonach Gebäude der Telekom leer stünden, und bat um Abhilfe, damit diese Wohnungen für Azubis bzw. dual Studierende und junge Familien genutzt werden könnten. Es sei schließlich Aufgabe des Staates, angemessenen Wohnraum zu schaffen. Ein weiterer Schwerpunkt war die fortschreitende Digitalisierung und die daraus resultierende Benachteiligung von Menschen ohne IT-Affinität. Es müsse auch für diese, oft sind es alleinstehende Senioren, Teilhabe an der Gesellschaft durch analoge Kommunikationsmittel ermöglicht werden. Silberhorn teilte diese Ansicht und zeigte sich bereit, dies in die politische Arbeit aufzunehmen. Die Vorsitzende Kömm sieht großen Anlass zur Besorgnis, weil zunehmend mehr Kinder und Jugendliche psychische Belastungsstörungen aufweisen, trotz vieler Mental-Health-Programme in den Schulen. Sie verdeutlichte, „es bleibt unbestritten, dass Bindung der Bildung vorausgeht. Wissenschaftliche Ergebnisse zeigen auf, dass viele Kleinkinder, die zu früh in Fremdbetreuung gehen müssen, einen sehr hohen Stresshormonspiegel aufweisen. Diese ungesunden Werte zeigen sich später oftmals in psychischen Erkrankungen, bspw. als posttraumatisches Belastungssyndrom.“ Silberhorn teilte diese Ansicht und verwies auf die sehr hohen Kosten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Ebenso kritisierte Kömm, dass bei der Bekämpfung der Kinderpornografie immer noch nicht die Vorratsdatenspeicherung angewendet werde, trotz Zustimmung des EuGH. Auch ist die mediale Aufklärung zur Umgehung von Schutzfiltern, wie bspw. Safety-Core ein Unding und sollte von der Politik unterbunden werden. Es sei wichtig Kinder und Jugendliche vor solchen Inhalten zu schützen. Sie führte weiter aus, dass auch Cannabis zu einer Erhöhung der Psychosen beiträgt und appellierte an den Abgeordneten, die Legalisierung dieser Droge zurückzunehmen. Silberhorn verwies darauf, dass die SPD nicht gewillt sei, diesen Schritt mitzugehen, lediglich eine Evaluierung werde es geben. Im Anschluss wurde die Frage gestellt, wie beim § 218 weiter verfahren werde. Der Abgeordnete betonte, dass eine Streichung für ihn eine rote Linie überschreiten würde. Er hob hervor, dass das Kind ein eigenständiges Lebensrecht habe und deshalb nur die Voraussetzungen des § 218 eine akzeptable juristische Lösung darstellten.

Die Diözesanbeauftragte Petra Schuckert, selbst Pädagogin, plädierte dafür, das Schulfach Medienkunde zu etablieren, damit entsprechend befähigte Pädagogen auf die Gefahren der Nutzung von Social Media hinweisen. Der Abgeordnete erwiderte, dass er es zielgerichteter fände, wenn externe Fachleute Workshops für Schüler abhielten. Zum Abschluss des Gespräches fragte die Diözesanfamilienratsvorsitzende den Politiker, wie er die Diskrepanz der Aussagen von den Unionsparteien vor und nach der Wahl bewerte. Silberhorn erläuterte, dass die Union an ihren Überzeugungen festhalte, aber eine Mehrheit nur mit Kompromissen gebildet werden könne. Die Lockerung der Schuldenbremse für Verteidigung sei angesichts der derzeitigen Weltlage notwendig. Das Sondervermögen für Investitionen könne die Mängel in der Infrastruktur beheben und die Wirtschaft dadurch ankurbeln. Der DFR gab zu bedenken, dass mit Aufnahme der Klimaneutralität bis 2045 im Grundgesetz möglicherweise ein Staatsziel geschaffen wurde, dass juristische Auseinandersetzungen nach sich ziehen könnte. Der Bundestagsabgeordnete erklärte, es handle sich lediglich um eine Verpflichtung zur Prüfung der Klimaneutralität bei öffentlichen Investitionsmaßnahmen, nicht um ein neues Staatsziel.

Die Mitglieder des Diözesanfamilienrates bedankten sich bei Thomas Silberhorn für das sehr informative Gespräch und es wurde vereinbart, in Kontakt zu bleiben.