„Familiensprech“ lauert überall

Datum:
Mi. 8. Sept. 2010

Der Familienbund der Katholiken in Bayern (darunter der Diözesanverband im Erzbistum Bamberg) deckt auf, dass viele Wörter über Familie und Familienpolitik unbemerkt fragwürdige Aussagen transportieren. Zahlreiche Wortneuschöpfungen tragen dazu bei, familienpolitische Zusammenhänge zu verschleiern. 

Im Jahr 2004 hatte die internationale Wirtschaftsorganisation OECD in ihrer „Baby-PISA-Studie“ gefordert: „Deutschland wird (zumindest im Westen) für Kindheit und Elternschaft neue Denk- und Sprechweisen entwickeln müssen.“ In Anlehnung an den Ausdruck „Neusprech“ im Zukunftsroman „1984“ des britischen Schriftstellers George Orwell ist „Familiensprech“ die Antwort darauf.

Unter Federführung von Landesgeschäftsführer Bernhard Huber spürt der Familienbund vielen Wörtern über Familie und Familienpolitik nach, die das Denken und Handeln der deutschen Bevölkerung beeinflussen sollen. Einige Beispiele:

  • Früher war „Kinderarmut“ das Gegenteil von „Kinderreichtum“. Der Begriff wird heute benutzt, um von der Armut ganzer Familien abzulenken und die Armut der Eltern vergessen zu machen. „Elternarmut“ oder „Familienarmut“ sind kein Thema.
  • Der wichtige Rechtsgrundsatz der Gleichbehandlung wird als „Gießkannenprinzip“ diffamiert, wenn es um Gleichbehandlung der Familien geht.
  • Die Begriffe „Bildung“ und „Betreuung“ werden so benutzt, als wenn sie von Familien nicht geleistet würden. Das Statistische Bundesamt wertet Kinder, die nicht in außerfamiliären Einrichtungen sind, als unbetreute Kinder. „Bildung beginnt bei der Betreuung“, ist ein Satz aus dem Wahlprogramm einer Bundestagspartei. Er suggeriert, dass in der Familie keine Bildung stattfindet.

"Familiensprech": vollständige Ausgabe