FDK-Präsident: Familien benötigen Solidarität. Jetzt. Ein Kommentar.

Datum:
Do. 10. Nov. 2022
Von:
Ulrich Hoffmann

Wir leben in Zeiten multipler Krisen, die unterschiedliche Bereiche des Lebens, Sorgens und Wirtschaftens betreffen. Wir leben in Zeiten wachsender Ungleichheit. Wir leben in Zeiten in denen 26 Superreiche so viel Vermögen wie die Hälfte der Weltbevölkerung zusammen besitzen.

Für die Bewältigung der Herausforderungen des 21. Jahrhunderts braucht es eine neue Politik der Umverteilung von Vermögen und Einkommen. Wenn die öffentlichen Mittel zunehmend schrumpfen, wenn die Gesellschaft zunehmend altert, wenn die Kinder für ein umlagefinanziertes Rentensystem zunehmend fehlen. Dann braucht die Politik neue Ideen und neue Lösungen, um Menschen, die für andere sorgen, vor Benachteiligung und Diskriminierung zu schützen.

Leben ist nicht irgendwann, Leben ist jetzt, so dass es jetzt darum geht, ein gutes Leben führen zu können und nicht nur davon zu träumen. Wie es Familien gerade generell geht, hat nicht nur private Ursachen, es hängt auch von politischen Strukturen ab. Menschen, die Kinder bekommen und damit die Zukunft unseres Sozialstaates sichern, sollten im Mittelpunkt der politischen Entscheidungen stehen und nicht doppelten Belastungen ausgesetzt sein.

Mehr Fortschritt wollte unsere Regierung schaffen, aber auch sie ist Getriebene der Zeiten. Jetzt liegt der Schwerpunkt darauf, vor aktuellen Risiken und Überlastungen zu schützen. Und Familien drohen wieder aus dem Blick zu geraten. Gerade in wirtschaftlich prekären Zeiten wie diesen, leisten Menschen mit Kindern ohnehin schon enorme Anpassungsleistungen.

Es braucht neue Ideen, um die Sorgetragenden während dieser Zeiten zu entlasten, um sie faktisch für diese und nachfolgende Zeiten zu stärken. Der Sozialstaat und die Sozialversicherung brauchen neue Ideen, die in familiengerechten Strukturen münden. Damit es nicht leere Worte bleiben auf einem Weg zu einer gerechteren Welt mit Zugangs- und Teilhabemöglichkeiten für alle.

Wir fordern Solidarität und Anerkennung für Menschen, die Sorge tragen, politisch und gesellschaftlich. Dieses Land braucht Menschen, die Kinder haben. Nicht nur, weil Kinder irgendwann die Rente finanzieren, sondern auch, weil diese in einer Gesellschaft mit Hoffnung, Veränderungskraft und Zukunft dazugehören.