Das Lot ist ein altes und bewährtes Handwerkszeug. Im Zeitalter der digitalen Messtechnik ist der Umgang mit einem Lot schon kaum mehr zu finden; dennoch oder gerade deshalb ist ein Lot verblüffend in seiner Einfachheit: Ein Stück Schur und ein Gewicht genügen, um eine vertikale Linie zu erhalten, an der man sich orientieren kann. So liegt es nahe, dass das Lot auch ein Sinnbild dafür ist, die Dinge im menschlichen Leben als stimmend zu bezeichnen und es in der richtigen Ausrichtung zu sehen. Das ist es jedenfalls, was man sich wünscht, wenn man hofft, dass „die Dinge ins Lot kommen“: Klarheit, Orientierung und die Gewissheit, dass es ein sinnvolles Weshalb und Wohin gibt.
Familien sind in dieser Perspektive kleine und unmittelbare Gemeinschaften von Menschen, die miteinander auf der Suche nach der richtigen Ausrichtung ihres Lebens sind. Wo, wenn nicht im familiären Kreis, stellen sich die großen Fragen des Lebens, muss nicht nur der Alltag gemeistert, sondern müssen auch die entscheidenden Lebenswenden bestanden und miteinander bearbeitet werden.
In all diesen Lebensaufgaben sind die Familien immer auch Orte, an denen der persönliche Glaube gelebt und weitergegeben wird, bewahrt werden soll und sich bewähren muss. So ist die Familie auch eine wichtige Gemeinschaft des Glaubens, sie ist „Kirche im Kleinen“. In einem Umfeld, in dem die christliche Grundprägung ihre Selbstverständlichkeit verloren hat, wird dies eine Aufgabe und Berufung für die Familie, die oft nicht leicht fällt und bei der sie sich immer seltener auf bewährten und vertrauten Bahnen bewegen kann.
Der Familiensonntag 2013 will unter dem Motto „Alles kommt ins Lot?“ dazu einladen, die Familie unter diesem Gesichtspunkt in den Blick und sie mit dieser Aufgabe ernst zu nehmen. Die vorliegende Arbeitshilfe soll dafür einige Impulse geben.
Allen, die sich engagieren, um die Familie in ihrer Bedeutung als Ort des Glaubens zu stärken – sei es in der Familienseelsorge und der Familienberatung, der Familienbildung oder der Familienhilfe oder sei es im politischen Engagement für Familien – möchte ich an dieser Stelle besonders danken, ihnen Mut und Gottes Segen zusprechen: Es lohnt sich, auch und gerade in für die Familien schwierigen Zeiten! Denn was auch immer an Gutem in Familien geschieht, trägt dazu bei, dass etwas ins Lot kommt!
Ihr
Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst