Der Diözesanfamilienrat war mit einer Abordnung zu Besuch in der ANKER-Einrichtung für Oberfranken. Herr Jürgen Wolf, Sachgebietsleiter der Regierung und seit 2018 verantwortlich für die Einrichtung, begrüßte die Gäste. In seiner Begrüßung machte er deutlich, dass in dieser staatlichen Einrichtung die Privatsphäre sowie die Würde und der Schutz der Menschen oberste Priorität haben. Als Nächstes ging der Leiter auf die Historie des Geländes ein: Der Standort war fast 70 Jahre lang eine amerikanische Kaserne. Die nach Abzug der Soldaten vorhandenen Liegenschaften boten sich an, als in den Jahren 2014/2015 viele Menschen aus Kriegsgebieten nach Deutschland flüchteten. Im September 2015 wurde die Aufnahme- und Rückführungseinrichtung II (ARE) geschaffen und diese im Sommer 2016 zur Aufnahmeeinrichtung Oberfranken (AEO) umstrukturiert. Im Herbst desselben Jahres erhielt die Einrichtung ihre Funktion als Ankunftszentrum des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF).
Die heutige ANKER-Einrichtung gibt es seit August 2018. Herr Wolf erklärte, dass seitdem alle notwendigen Behörden (Regierung von Oberfranken, BAMF, Sozialamt, Gesundheitsamt, Verwaltungsgericht, Agentur für Arbeit und Polizei) vor Ort sind und somit die Asylverfahren für die Menschen beschleunigt werden konnten. Derzeit leben ca. 1900 Menschen hier, im Durchschnitt für 3 – 4 Monate, berichtete Wolf. Die Frage, ob auch unbegleitete Jugendliche hier leben, verneinte der Beamte, diese werden sofort der Betreuung durch das Jugendamt überstellt. Die Altersstruktur der hier lebenden Menschen verteilt sich folgendermaßen: Ca. 50 % sind erwachsene Männer, ca. 25 % erwachsene Frauen und ca. 25 % Kinder und Jugendliche. Insgesamt leben etwa 250 Familien hier, die Kinder müssen nach spätestens drei Monaten zur Schule gehen. Auf dem Gelände befindet sich eine Mittelschule und eine Berufsschule. Bei der Versorgung der Asylbewerber gilt das Sachleistungsprinzip. Dies bedeutet die Sicherstellung des notwendigen Bedarfs wie Wohnung, Kleidung, Hygiene-/Babyartikel, Verpflegung und medizinische Grundversorgung. Vom Sozialamt erhält jede erwachsene Person monatlich ca. 100 Euro Taschengeld. Insgesamt gibt es 16 Wohnblocks mit drei verschiedenen Wohnungstypen. Auf dem Gelände stehen sechs Kochcontainer, damit die Menschen Nahrung selbst zubereiten können. Frau Kömm interessierte, wie viele Menschen in der Einrichtung arbeiten. Der Leiter zählte alle Bereiche zusammen und kam auf eine Gesamtzahl von ca. 400 Personen. Beim anschließenden Rundgang über das Gelände erklärte er, dass alle vorhandenen Gebäude und Flächen eine neue Funktion erhielten. So gibt es neben den Wohngebäuden ein von einem Verein betriebenes Café, Spielplätze, eine Kantine, Materiallager, einen Frauenschutzblock und verschiedene Verwaltungsgebäude – einzig der Speisesaal mit einer Kapazität von 1000 Plätzen musste neu gebaut werden. Bei sonnigem Wetter sah man viele Menschen auf der Straße, die auf dem Weg zur Kantine waren und sich dort in die Warteschlange einreihten. Christiane Kömm brachte ihre Dankbarkeit zum Ausdruck, dass Herr Wolf sich Zeit für den Diözesanfamilienrat genommen hat, und überreichte eine Familienbund-Tragetasche gefüllt mit aktuellen Exemplaren der Verbandszeitschriften von Familienbund und KED.