Auf die eigenen Ressourcen besinnen

Elternseminar befasste sich mit Stressbewältigung im Alltag

bubbles-g7c850ea28_640 (c) pixabay
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Datum:
Mo. 4. Apr. 2022
Von:
Christiane Dillig

Die Corona-Pandemie hat den Druck auf Familien und Eltern stark erhöht. Dazu kommen jetzt noch die Berichte von fliehenden Menschen und zerstörten Städten, die schockieren und ängstigen. Abgesehen davon gibt es im Alltag mit Kindern und Jugendlichen immer wieder Konflikte und Stresssituationen, die alle Beteiligten an ihre Grenzen bringen können. Aus diesem Grund hatte die Katholische Elternschaft im Erzbistum Bamberg (KED) zu einem Seminar zum Thema „Stressbewältigung im Alltag“ eingeladen. Das Angebot fand online in Kooperation mit der KEB Lichtenfels statt.

Petra Schuckert, KED-Diözesanbeauftragte, freute sich über die zahlreichen Anmeldungen zum Seminar. Junge Eltern aus verschiedenen Teilen der Erzdiözese, aber auch Personen aus den Bereichen Kindergarten und Schule nutzten die Gelegenheit der Teilnahme von zuhause aus.

Was passiert, wenn eine Person Stress empfindet und wie kann man dem begegnen? Anhand eines Modells erklärte die Referentin, Eugenia Eckermann, dass Stress ein sehr subjektiv geprägtes Empfinden ist. Nicht jeder bewerte eine Herausforderung so, dass in höherem Maße Stresshormone ausgeschüttet werden. Auch die genetische Disposition fließe mit ein. Eckermann, Sozialpädagogin und Familientherapeutin, ging auf die körperlichen Folgen des Stressempfindens und das daraus möglicherweise entstehende Verhalten ein. Es könne etwa zu den Grundreaktionen Flucht, Erstarren oder Angriff kommen oder auch zu Angst, die zu einem Gefühl der Verzweiflung, der Ohnmacht und Hilflosigkeit führe. Bei Erwachsenen wie auch bei Kindern und Jugendlichen könnten diese Reaktionen gleichermaßen festgestellt werden.

Stress an sich sei nicht unbedingt negativ zu bewerten, sagte die Referentin. Er helfe vielmehr Herausforderungen zu meistern. Der größte Teil des menschlichen Verhaltens erfolge unbewusst. Daher sei es wichtig, über die eigenen Stressmuster nachzudenken, um besser mit den Symptomen umgehen und auf sie einwirken zu können. Hilfreich sei der Gesichtspunkt der Selbstwirksamkeit. Eckermann riet, sich bewusst zu machen, dass man schwierige Aufgaben und Lebensprobleme aufgrund eigener Kompetenzen und Erfahrungen bewältigen kann. „Werden Sie sich der eigenen Stärke bewusst.“ Wichtig sei auch, sich die eigenen Emotionen zu vergegenwärtigen und sie zu kontrollieren. „Weg vom Fühlen und hin zum Denken“, war ihr Ratschlag. So könnten positive eigene Erfahrungen, die Vorbildwirkung anderer Menschen, Mut und das Erkennen eigener Gefühle den Blick schärfen für die eigenen Fähigkeiten. Wo eigene Bewältigungsstrategien nicht ausreichten, müsse Hilfe gesucht werden.

In gleichem Maße wie für Erwachsene gelte dies auch für Kinder und Jugendliche in entsprechenden Situationen. Eckermann hielt den Eltern den Spiegel vor: Immerhin müssten über 80 Prozent der gestressten Kinder Termine wahrnehmen, die ihnen keinen Spaß machen. Wichtig sei, den jungen Menschen zu einer guten Stresstoleranz zu verhelfen. Schwierige Situationen könnten nicht vermieden werden, aber es sei wichtig, genau hinzuschauen, was Spaß macht und so die Ressourcen der Kinder zu nutzen. Was Freude mache, werde nicht als Stress empfunden.

Mit vielen Tipps und etlichen Körperübungen ergänzte die Referentin ihren Vortrag. „Bleiben Sie innerlich achtsam“, wünschte sie den Teilnehmern. Bewusst zu leben und sich schwieriger Prozesse bewusst zu sein, sei eine Lebensaufgabe.

Eugenia Eckermann arbeitet seit Jahren in einer Beratungsstelle für psychische Gesundheit.  Seit sechs Jahren kümmert sie sich zudem in eigener Praxis in Betzenstein/Fränkische Schweiz um Menschen mit psychischen Erkrankungen und Beeinträchtigungen. Sie arbeitet dort mit Einzelpersonen, Paaren und Familien.