Antisemitismus an Schulen konsequent bekämpfen

Pressemitteilung vom 10.03.2025 Katholische Elternschaft Deutschlands Bundesverband

KED Pressemitteilung (c) KED
KED Pressemitteilung
Datum:
Mo. 10. März 2025
Von:
KED Dr. Winfried Verburg, Geistlicher Beirat

Nicht erst seit dem 7. Oktober 2023 leiden jüdische Schülerinnen und Schüler massiv unter antisemitischen Übergriffen. Sie davor in den Schulen zu schützen, ist Aufgabe der gesamten Schulgemeinschaft, der Schulleitung, Lehrkräfte, Eltern und der nichtjüdischen Schülerinnen und Schüler. Damit schützen sie auch die die Demokratie. Fazit des Bundeskongresses der Katholischen Elternschaft Deutschlands (KED)

Es gibt keine Schule in Deutschland, an der es keinen Antisemitismus gibt. Das gilt erst recht seit dem Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023. Wie damit umzugehen ist, beriet die Katholische Elternschaft Deutschlands (KED) vom 7. bis 9. März 2025 bei ihrem
Bundeskongress in Paderborn.

Direkt von den Übergriffen betroffen sind jüdische Schülerinnen und Schüler, aber auch jüdische Mitarbeitende der Schule. Ihr Schulalltag und Leben werden von diesen traumatischen Erlebnissen verdunkelt. Umso fataler wirken sich antisemitische Übergriffe aus, wenn sie unbeantwortet bleiben, wenn den Betroffenen nicht zugehört und nicht geglaubt wird, wenn Verantwortliche die Vorfälle leugnen oder bagatellisieren, wenn die Täterinnen und Täter keine Konsequenzen spüren. Von solchen Vorgängen berichtete der jüdische Religionslehrer Vyacheslav Dobrovych.

Doch auch unser demokratisches Gemeinwesen ist davon betroffen, wenn jüdische Bürgerinnen und Bürger diskriminiert und bedroht werden, ja sogar um ihr Leben fürchten müssen, unterstrichen als prominente Impulsgeber Dr. Felix Klein und Dorothee Feller. Der Antisemitismusbeauftragte baut seit 2018 an einem bundesweiten Netz von Strukturen, Standards und Hilfen beim Kampf gegen Antisemitismus. Die Schul- und  Bildungsministerin in Nordrhein-Westfalen verantwortet einen breit aufgefächerten Instrumentenkoffer für Verantwortliche an Schulen und Universitäten, um antisemitischen Übergriffen entgegenzuwirken.

Alle nichtjüdischen Mitglieder der Schulgemeinschaften müssen sensibel werden, um Antisemitismus wahrzunehmen. Dazu ist es nötig, sich auf der Basis der von Bund und Ländern übernommenen IHRA-Definition darüber zu verständigen, was antisemitisches Reden und Handeln ist. Auf dieser Basis braucht es schulische Regeln zur Prävention, Intervention und auch Repression, die dem Schutz der jüdischen Mitglieder der Schulgemeinschaft verpflichtet sind.

Prof. Dr. Jan Woppowa, Religionspädagoge an der Uni Paderborn, und der theologische Berater der KED, Dr. Winfried Verburg, warben für den Ansatz der antisemitismuskritischen Bildung. Das heißt, Schulen betrachten den Kampf gegen Antisemitismus sowohl beim
Unterricht, in einzelnen Fächern und fächerübergreifend, als auch im Schulleben als Querschnittsaufgabe. So ist es zum Beispiel Aufgabe des katholischen Religionsunterrichts, religiös begründeten Antisemitismus zu thematisieren und die Unvereinbarkeit antijüdischer Traditionen in Christentum mit der Lehre der Kirche seit dem II. Vatikanischen Konzil zu erarbeiten. Dazu ist eine kritische Sichtung der Schulbücher nötig. Neben der Erinnerungskultur an die Schoa ist es wichtig, dass Schülerinnen und Schüler um jüdische Religion und Kultur in der Gegenwart wissen, im Idealfall jüdischen Menschen begegnen.

Dass sich viele Betroffene antisemitischer Gewalt alleingelassen fühlen, verstärkt die Traumatisierung und ist ein nicht hinnehmbarer Zustand. Weil Prävention antisemitische Übergriffe minimieren, aber nicht ausschließen kann, müssen Schulen dafür Sorge tragen, dass Betroffene um die Hilfsangebote der kompetenten Fachberatungsstellen wie RIAS, OFEK, und Sabra wissen, wie sie Ministerin Dorothee Feller und Religionslehrer Vyacheslav Dobrovych beim Bundeskongress vorstellten.

Die Katholische Elternschaft treibt das Thema weiter um

Der Bundeskongress umriss die Größe der Herausforderung und die Chance der Schulen, einen wirksamen Beitrag zur Bekämpfung des Antisemitismus zu leisten. Die KED wird mit ihren vielfältigen Netzwerken in Deutschland ihre Möglichkeiten nutzen, Elternvertretungen, Lehrkräfte, Schulleitungen und Schulträger für diese Aufgabe zu sensibilisieren und sie zu unterstützen.

Eine wichtige Aufgabe ist die Vermittlung hilfreicher Informationen und Einordnungen, angefangen bei den Impulsen und Tipps aus dem Bundeskongress. Die KED stellt im Laufe des Jahres einige Best-practice-Beispiele vom schulischen Umgang mit Antisemitismus vor. Eine Sonderausgabe ihrer Publikation Elternforum wird Hilfestellungen bündeln.

Auch politisch stärkt der Elternverband dem Anliegen den Rücken. Er wirbt für verstärkte Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte in der Frage des Antisemitismus. In die Ausbildung neuer Lehrerinnen und Lehrer aller Fächer und Schulformen soll dieser Aspekt fest integriert sein. Es sollen die finanziellen Voraussetzungen geschaffen werden für verpflichtende Gedenkstättenbesuche.

Ein wichtiges Fazit lautete auch, dass der beste Abbau von Vorbehalten und Diskriminierung die direkte Begegnung ist. In diesem Sinne wird die KED in ihren Netzwerken dafür werben, dass sich Schulen solche Begegnungsräume erschließen. Selbstwirksamkeitserfahrungen der Schülerinnen und Schüler bei der verantwortlichen Mitgestaltung schulischer Entwicklung runden das demokratiebildende Moment ab.

Kurzinfo zur Katholischen Elternschaft Deutschlands
Die KED ist ein Zusammenschluss katholischer Eltern und weiterer Interessierter. Als
elternpolitischer Fachverband engagiert sie sich in der Schul- und Bildungspolitik auf
Bundes-, Landes- und Bistumsebene. Auf Basis ihres christlichen Menschenbildes setzt sich
die KED für eine chancengerechte, ganzheitliche und wertorientierte Bildung und Erziehung der Kinder und Jugendlichen ein. Mehr unter www.katholische-elternschaft.de.