BONN ‐ Die katholische Kirche in Deutschland muss sparen. Eine Maßnahme trifft nun offenbar die Katholische Elternschaft, das Bindeglied zwischen Bischöfen und Schulen, mit voller Härte. Der Verband sorgt sich ums Überleben.
Die Katholische Elternschaft Deutschlands (https://katholisch.de/artikel/55608-
katholische-elternschaft-kritisiert-einsparungen-des-bistums-osnabrueck)
(KED) wird bald offenbar keine finanzielle Förderung mehr von Seiten der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) erhalten. Der Verband Deutscher Diözesen (VDD) als Rechtsträger der Bischofskonferenz habe der KED in einem Schreiben mitgeteilt,dass zum Jahresbeginn 2027 alle Zuschüsse eingestellt würden, wie die Verbandsvorsitzende Anne Embser am Samstag auf Anfrage der Katholischen-Nachrichten-Agentur (KNA) bestätigte.
Konkrete Gründe werden laut Embser in dem auf den 28. Juli datierten Schreiben nicht genannt, sondern nur auf die Notwendigkeit eines ausgeglichenen Haushalts ab dem Haushaltsjahr 2027 verwiesen. Der VDD erklärte auf Anfrage, dass sich zu Einzelfragen der Sparmaßnahmen nicht geäußert werde.
"Schockiert und befremdet"
Embser hält den Bischöfen vor, im Vorfeld kein Gespräch über eine Lösung der Finanzsituation mit der KED gesucht zu haben. "Der Verband hatte keine Gelegenheit, während der Entscheidungsfindung seine wichtige Rolle als Dachverband von Landes- und Diözesanverbänden und der Interessenvertretung für katholische Schulen und Elternvertretung auf der Bundesebene zu erläutern", so die Bundesvorsitzende. Das habe Mitglieder auf allen Ebenen "schockiert und befremdet" und löse beim Verband nun "große Existenzängste aus".
Der jährliche Zuschuss belief sich nach KED-Angaben zuletzt auf 100.000 Euro. Dem Verband bliebe demnach ein Jahr, um seine Finanzierung umzustrukturieren. Die KED wolle im Januar einen Zukunftsprozess starten. "Wir haben viele kleine Stellschrauben identifiziert, mit denen Kosten gesenkt und Einnahmen erhöht werden können. Auch setzen wir auf Synergien durch verstärkte Kooperation mit Mitgliedsverbänden, sagte Embser. Dennoch glaube sie nicht, dass die Streichung in einem Jahr substanziell aufgefangen werden könne. "Das ist eine völlig unrealistische Erwartung und überfordert die Ehrenamtlichen zutiefst", sagte Embser. Der Verband werde von Ehrenamtlichen getragen, brauche, um zu funktionieren, aber "ein hauptberufliches Backoffice, das Büro- und Verwaltungstätigkeiten übernimmt", so Embser. "Auch die Organisation von großen Veranstaltungen lässt sich allein ehrenamtlich nicht stemmen."
Rund acht Millionen Euro Einsparungen
Auf Grund sinkender Mitgliederzahlen und eines dadurch erwartbaren Rückgangs der Einnahmen durch Kirchensteuern haben die Bischöfe Sparmaßnahmen
(https://www.dbk.de/presse/aktuelles/meldung/sparmassnahmen-des-verbandesder-
dioezesen-deutschlands)
angekündigt. Ziel ist ein ausgeglichener Haushalt für das Jahr 2027. Der bisherige Haushalt des VDD, der durch Umlagen aller 27 Bistümer getragen wird, umfasst 129 Millionen Euro. Eingespart werden sollen demnach rund acht Millionen Euro.
Zuvor hatte sich der langjährige geistliche Beirat der KED, der Jesuit Klaus Mertes, in einem
Online-Beitrag zu der Streichung der Zuschüsse
(https://sinnundgesellschaft.de/meinungen/katholische-elternschaft-verband/)
geäußert. Mertes moniert darin eine aus seiner Sicht falsche Prioritätensetzung.
"Die Bischöfe trennen sich in Zeiten, in denen die Zahl der Christgläubigen in der Schüler- Lehrer- und Elternschaft zurückgeht, von ihren wichtigsten Verbündeten",so der Jesuit und warnt: "Die Frage nach Gott wird auch im säkularen Bildungswesen verstummen, wenn sich die Kirche aus ihrem eigenen Schulwesen zurückzieht." (KNA)