Die Katholische Elternschaft Deutschlands feiert in Würzburg ihren 70. Geburtstag und gibt die Hoffnung nicht auf. Auch auf mehr katholische Schulen.
Sie gibt die Hoffnung nicht auf. Obwohl die Lage alles andere als rosig ist. Marie-Theres Kastner ist Kummer gewohnt. Als Politikerin. Als Mutter und Großmutter. Und als Vorsitzende der Katholischen Elternschaft Deutschlands. In Bildungssachen lief es in Deutschland schon mal besser. Das Abschneiden deutscher Schüler bei internationalen Vergleichsstudien wird immer schlechter. Digitalisierung und Inklusion sind umstritten. Und immer mehr katholische Bischöfe wollen am liebsten ihre katholischen Schulen loswerden. Bildung kostet zu viel!
Die Katholische Elternschaft feiert dennoch an diesem Wochenende ihren 70. Geburtstag und Marie-Theres Kastner hat in Zukunft ein paar Sorgen weniger, denn die Verantwortung für den katholischen Elternverband gibt sie an diesem Wochenende in jüngere Hände. Ihre Nachfolgerin ist illusionslos: „Die Familienstrukturen haben sich sehr verändert“, sagt Anne Embser, die einstimmig gewählte Vorsitzende der Katholischen Elternschaft. Und das Idealbild Vater-Mutter-Kind sei schon damals eine Illusion gewesen, sagt die 56-Jährige. Den versammelten katholischen Eltern sei das 1954 durchaus bewusst gewesen. „Neun Jahre nach dem Krieg waren viele Frauen alleinerziehend, viele Väter waren im Krieg gefallen oder in Kriegsgefangenschaft gestorben.“ Dennoch war das ideale Familienbild so, dass der Vater Erwerbsarbeit leistete, die Mutter Hausfrau und für die Kinder da war und die Kinder den halben Tag zur Schule gingen. „Das hat sich geändert. Frauen wollen heute arbeiten“, sagt Marie-Theres Kastner. Und viele Familien sind ökonomisch darauf angewiesen, dass beide Elternteile arbeiten. Zudem haben wir heute sehr viel mehr unterschiedliche Familienmodelle. Das bedeutet aber auch, dass sich Schule in den vergangenen 70 Jahren verändert hat und weiter verändern muss. „…damit Du Hoffnung hast!“ ist das Thema des Bundeskongresses an diesem Wochenende in Würzburg. Über einhundert Elternvertreter sind aus ganz Deutschland in die Bischofsstadt gekommen, um darüber nachzudenken, was in schwierigen Kriegs- und Krisenzeiten Hoffnung geben kann. Die Referenten betrachten Hoffnung aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Die Wirtschaftspsychologin Angela Buhne schaut auf die psychische Widerstandsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen, der Jesuit Tobias Zimmermann spricht über christlichen Humanismus und der bekannte Münchner Pfarrer Rainer M. Schießler darüber, wie der Glaube hoffen lässt.
Im Festvortrag im historischen Toscana-Saal der Würzburger Residenz spricht Bundestagspräsident a.D. Norbert Lammert zu den Elternvertretern und spannt den großen Bogen zurück in die Zeiten Adenauers und der verfassungsgebenden Versammlung, die mindestens ebenso schwierig waren wie die heutigen. Er macht Hoffnung: „Es hat nicht nur selten eine solche Ballung von Katholische Elternschaft
Deutschlands (KED) e.V. Herausforderungen, von Krisen und Kriegen gegeben wie jetzt, wir hatten auch nie mehr Möglichkeiten als jetzt, die Probleme zu lösen mit denen wir zu tun haben. Keine Generation vor uns hatte politisch, ökonomisch, technisch mehr Optionen.“
Petra Neumann und Diana Thewes haben alle Optionen ausgereizt. Die beiden Mütter haben sich im Bündnis für Schulvielfalt Mönchengladbach für den Erhalt zweier Hauptschulen, darunter die Katholische Hauptschule Neuwerk, in Mönchengladbach eingesetzt. Nach dem Beschluss der Stadt Mönchengladbach am 6. Oktober 2021, trotz vorheriger großer Protestaktionen die genannten Schulen zu schließen, organisierte das neugegründete Bündnis für Schulvielfalt ein Bürgerbegehren, für das über 14.000 Unterschriften gesammelt wurden. Die Stadt Mönchengladbach nahm das Bürgerbegehren an und es hätte einen Bürgerentscheid gegeben. Vergebens! Nach zu wenigen Anmeldungen für das neue Schuljahr, die aufgrund schlechter Kommunikation der Stadt
Mönchengladbach mit den Eltern erfolgten, wurden die Schulen doch von der Bezirksregierung geschlossen und damit ein Bürgerentscheid verhindert. Für ihren Kampf um die Hauptschule verleiht die Katholische Elternschaft den Müttern aus Mönchengladbach an diesem Wochenende den Preis „Pro Cura Parentum“. Damit gelingt es zwar nicht, die Schulen zu erhalten, aber es ist ein Signal, das Hoffnung machen soll: Wir stehen Euch bei. 19 Jahre stand Marie-Theres Kastner dem Verband vor, der in einem Würzburger Bahnhofshotel gegründet wurde. Keine Vorsitzende, kein Vorsitzender vor ihr hat den Verband so lange geleitet wie sie. Zusammen mit ihr gibt auch Pater Klaus Mertes sein Amt als geistlicher Begleiter der Katholischen Elternschaft auf. An Krisengespräche mit dem Verband der Diözesen Deutschlands am Aschermittwoch erinnert sich Marie-Theres Kastner ebenso wie an den Kampf um die katholischen Schulen - zuerst im Erzbistum Hamburg, inzwischen auch im Rest der Republik. Sie prägte den Satz „Wer heute Schulen schließt, predigt morgen vor leeren Kirchenbänken“. Die katholischen Schulen sind ihr wichtig. Das christliche Menschenbild ist ihr wichtig. „Kein Kind darf verlorengehen“ ist der Kernsatz, der Antrieb der vielen Ehrenamtlichen in der Katholischen Elternschaft. Kaiser Ferdinand I. habe Ignatius von Loyola gefragt, was man tun könne, um die katholische Kirche in den schweren Zeiten der Reformation zu unterstützen, erzählt Pater Mertes. „Seine Antwort war ein Wort: Schulen!“ Marie-Theres Kastner wünscht sich und ihren Nachfolgern nach 70 Jahren nichts anderes: „Wenn die Bischöfe endlich wieder den Mut hätten, neue katholische Schulen zu eröffnen. Das wäre ein Signal der Hoffnung“.
Von Markus Kremser
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