Mütter erleben mit ihren Kindern ein Abenteuer - ganz abseits des Alltagsstress

Mit Mama in die Fantasieburg - Kinder erleben mit Müttern ein Abenteuer in der Natur

Die ersten Hütten entstehen (c) Dorothea Weiler
Die ersten Hütten entstehen
Datum:
Do. 10. Okt. 2019
Von:
Dorothea Weiler

Unter dem Thema "Nachhaltiges Leben in der Wildnis" erlebten Mütter mit ihren Kindern ein Abenteuer im Wald. Begleitet wurde das Programm von Wildnispädagoge Florian Essel und Religionspädagogin Kerstin Debudey.

Zeit für einen Austausch zwischen den Müttern blieb an einem 'kinderfreien' Tag auch, während sich die Jüngsten austoben durften.

„Ich will nicht in den Wald“, äußert sich ein kleiner Junge bei der Mutter-Kind-Freizeit dem Wildnispädagogen Florian Essel gegenüber freimütig, als dieser vor Beginn des Ausflugs ein Stimmungsbarometer erhebt. Und eine Mutter fragt zaghaft, wie weit denn der Weg sei? Essel kann beruhigen: Gleich bei der nächsten Ecke würden die Familien Station machen, um den Plan, einen Wohlfühlplatz zu erschaffen, jede Familie für sich umzusetzen. Geduldig geht der Pädagoge beim Vorgespräch an der Feuerstelle auf die Sorgen und Ängste der fünfzehn Mütter und dreißig Kinder ein.

Kerstin Debudey, Religionspädagogin in der Katholischen Landvolkshochschule Feuerstein (KLVHS) benötigte für die Organisation des Wochenendes „Zeit haben – Mütter mit ihren Kindern“ eine Warteliste und musste einigen Interessentinnen absagen. Der Trend zum ökologischen Umdenken hat sich mit dem Thema „Nachhaltiges Leben in der Wildnis“ bestätigt. Vor Andrang kann sich die Landvolkshochschule diesmal kaum retten, und auch das Einzugsgebiet hat sich vergrößert. Die Ausweisung der KLVHS als Ökologische Land-Akademie (ÖLA), so ist die Pädagogin überzeugt, sei wegweisend, denn die ökologische Ausrichtung ziehe noch mehr Familien an als bisher schon.

Die Wünsche und Bedürfnisse der Teilnehmerinnen und deren Kinder zu berücksichtigen, ist Kerstin Debudey ein Anliegen. Denn nur so können sich die stressgeplagten Familien auf dem Feuerstein wohlfühlen und erholen. Die Natur bietet dafür das richtige Ambiente. So hat die Waldgesundheitstrainerin das Anliegen der Mütter, am letzten Tag noch einmal „kinderfrei“ zu bekommen, umgesetzt. Die Kinder bekommen eine gute Betreuung, während die Mütter Zeit für Gespräch und Meditation finden.

Kaum fünf Minuten weit führt Essel die Frauen und Kinder in den Wald hinein. Dort gibt er letzte Instruktionen. Die Familien sollen sich ihren eigenen Platz suchen, weit genug von den anderen entfernt, um ungestörte Ruhe in ihrem Refugium genießen zu können. An zentraler Stelle auf dem Weg ist eine große Rolle Faden mit einem Messer deponiert. Das ist das einzige Hilfsmittel, auf das die Familien zurückgreifen können. Essel bläst einmal ins Waldhorn und erklärt, dass die Familien beim Ertönen des Horns in etwa einer Dreiviertelstunde zusammenkommen sollen. Ein „hüttenartiges Gebilde mit einem Dach über dem Kopf für die Geborgenheit“ haben die Familien zu bauen als Aufgabe bekommen. Einen besonderen Gegenstand, den sie als passend für ihre Familie erachten, sollen sie außerdem im Wald suchen.

Schnell haben die Zweifler vergessen, dass sie einmal nicht in den Wald wollten. Mit Begeisterung machen sich Mütter und Kinder an ihre Aufgabe. Eine Mutter schafft einen ganzen Arm voller dicker Äste heran. Und schon nach kurzer Zeit sind die erstaunlichsten Gebäude entstanden. Hat eine Familie Äste wie zu einem Tipi senkrecht aneinander gelehnt und oben mit einer Schnur gesichert, so hat eine andere eine Art Flechtwerk aus Ästen zu einer Wand aufgetürmt. Noch eine andere hat Steine zusammengetragen und markiert damit den Grundriss ihres Wohlfühlplatzes. „Wir müssen eine Verzierung machen“, fordert ein Mädchen in rosafarbenem Anorak ihre Mutter auf. Erst einmal müsse der Bau fertig werden, dann könnten Blätter oder Moos für die Ausgestaltung geholt werden meint die Mutter unter dem Hinweis, Kreativität sei nicht ihr Gebiet. Aber die Hütte selbst ist schon ein Wunderwerk der Schaffenskraft. Es fehlt nur noch das Bewusstwerden über die eigene Fähigkeit.

„Kinder bauen manchmal stundenlang an einer solchen Fantasieburg“, spricht Essel aus Erfahrung. Aber für die gemeinsame Familienaktion, die auch als Anregung für heimische Walderlebnisse dienen könne, reichten 45 Minuten aus. Ziel der Wildnispädagogik, das Essel gemeinsam mit dem Team „Wilde Wurzeln“ verfolgt, ist es, eine Naturbeziehung bei den Menschen zu fördern und dafür Walderlebnisse wie das Sammeln von Kräutern oder den Bau von Waldwerkzeug zu nutzen. In der besonderen Atmosphäre des Waldes, so Essel, geschehe das meist sehr schnell, wenn man sich darauf einlasse. Bei dem herbstlichen Wetter sei dies heute vielleicht nicht ganz so einfach. Er bitte die Teilnehmerinnen, ihre Scheu und ihren Ekel, die möglicherweise vorhanden seien, abzulegen, auch wenn die Äste von dem dreckigen und feuchten Boden aufgehoben werden müssten. Es sei wünschenswert, dass sie sich ohne Vorbehalte auf den Waldboden setzen und gemeinsam die Ruhe genießen könnten. „Wie hört sich der Wind an, und wie riecht es hier?“ – um dies herauszufinden, seien die Wohlfühlplätze neben dem Gemeinschaftsaspekt da.

Naturerfahrung zu sammeln und bewusst nach draußen zu gehen, so Kerstin Debudey, sei die Absicht an diesem Wochenende. Denn es gehe darum die Natur zu schützen und zu erhalten. Schon bei einer Nachtwanderung am ersten Abend hätten die Familien eine Naturbeziehung aufbauen können. Auch würden die Kinder am letzten Vormittag ihres Aufenthalts auf dem Feuerstein zu einer Müllsammelaktion aufbrechen.

Die Mutter-Kind-Freizeit wird vom Familienbund der Katholiken gefördert.