Maire-Theres Kastner: Studien und kein Ende - bringt das unsere Kinder weiter?

Datum:
Mi. 21. Okt. 2015
Von:
Marie-Theres Kastner MdL a.D.

Bonn (23.09.2015) ked Da erblickten in den letzten Wochen zwei neue Studien das Licht der Welt.

Die erste kam von der Bertelsmann-Stiftung und beschäftigte sich mit dem Thema „Inklusion“ und die zweite Studie war die Fortsetzung 2015 der Pisa-Studie von der OECD. Dort ging es vor allem um den Einsatz von Computern beim Lernen. „Bei der raschen Aufeinanderfolge der Studien stellt sich immer wieder die Frage, ob uns diese Studien helfen, unseren Kindern die richtige Bildung zukommen zu lassen.“ „Wenn ich dann zur Kenntnis nehmen muss, dass höchst wissenschaftlich erwiesen die Lehrpersonen wichtiger sind als die Geräte, dann frage ich mich schon, ob die Studien das Papier wert sind, auf dem sie geschrieben sind.“, so sagte Marie-Theres Kastner, die Bundesvorsitzende der Katholischen Elternschaft Deutschlands/KED, „weil hier nur etwas aufgewärmt wird, was die Hattie-Studie bereits vor nicht allzu langer Zeit schon festgestellt hat. Auf den Lehrer kommt es an! Wer hätte das gedacht oder für wen ist diese Erkenntnis neu?“ Kastner wies darauf hin, dass Erziehung und Bildung besonders dann erfolgreich sind, wenn die Kinder eine Beziehung zu den Lehrpersonen aufbauen. „Bildung durch Bindung, so heißt es schon seit langer Zeit.“, betont die Bundesvorsitzende der KED.

Bei der Bertelsmann-Studie wird für die gesamte Republik der gegenwärtige Fortschritt der Inklusion in unseren Schulen dargestellt, und man merkt sehr deutlich, dass die Verfasser gern ein mehr an Inklusion hätten. Vermisst habe die KED - so Marie-Theres Kastner - in ganz besonderer Weise den Blick auf die notwendigen Ressourcen oder Unterstützungsmaßnahmen für die Schulen und ganz besonders für die Lehrerinnen und Lehrer. Die Zahlen der Studie machen deutlich, dass sich viele Schulen auf den Weg gemacht haben. Leider berichtet die Studie aber nicht, wie die Stimmung in den Schulen und bei den Lehrkräften ist. „Die Tatsache aber, dass die Zahl der Kinder an den Förderschulen nicht zurückgeht, wird bemängelt. Aber es wird viel zu wenig nach dem Grund gefragt. Dabei liegt es doch auf der Hand, dass die Förderschulen sich in besonderer Weise und mit viel Know-how für ihre Kinder einsetzen und dass Eltern für ihre Kinder diesen Weg durchaus als erfolgversprechender sehen. Es ist ein Witz, dass in einigen Bundesländern Lehrerinnen und Lehrer häufig erst dann eine Fortbildung für den Unterricht in inklusiven Klassen besuchen dürfen, wenn sie schon solche Kinder unterrichten.“, so die Sprecherin der Katholischen Elternschaft Deutschlands. Daher zeuge es ihres Erachtens für ein hohes Verantwortungsbewusstsein der Lehrkräfte, wenn sie sich erst dann der Inklusion widmen wollten, wenn sie sich dazu in der Lage sähen.

Die KED fordert seit der Verabschiedung ihres Positionspapieres zur Inklusion im Jahr 2011, dass unabhängig von Fähigkeiten, Einstellungen oder Einschränkungen, wie beispielsweise körperlichen und geistigen Behinderungen, das Wohl des Kindes im Mittelpunkt stehen müsse. Dazu braucht es sowohl spezialisierte als auch inklusive Schulangebote. „Den Blick dabei nur auf die Inklusion zu richten, ist aber falsch. Es wird immer auch Kinder geben, die in einer Förderschule besser aufgehoben sind. 100 Prozent Inklusion kann daher nicht das Ziel sein.“, gibt Marie-Theres Kastner zu bedenken. „Es wäre schön gewesen, wenn man in der Bertelsmann-Studie diesen Gedanken auch nachgegangen wäre, wenn man etwas von dem Respekt vor dem Kindeswohl und Wahlfreiheit der Eltern gespürt hätte.“