Der neue Erzbischof hieß kürzlich die Delegation vom Diözesanfamilienrat des Erzbistums Bamberg (DFR) im Bischofshaus herzlich willkommen. Er betonte, dass er bereits die vergangenen Gespräche in seiner damaligen Position als Weihbischof immer sehr gerne geführt hat, da er im direkten Austausch die Anliegen des Gremiums in Erfahrung bringen und sich dieser dann annehmen kann. Die Vorsitzende Christiane Kömm dankte herzlich für die Gesprächsbereitschaft und auch für die Ernennung des Referenten für Ehe, Herrn Mathias Schaller zum neuen Geistlichen Begleiter des Familienbunds Bamberg.
Christiane Kömm informierte den Erzbischof darüber, mit welchen Themen sich der Familienbund in dieser Legislatur auseinandersetzt: Die Legalisierung der Droge Cannabis ist für den DFR unbegreiflich. Der Familienbund hat bereits im Sommer letzten Jahres eine Pressemitteilung herausgebracht und diese auch hohen politischen Mandatsträgern überreicht, mit der Bitte, das Gesetz zu stoppen.
Auch in die Debatte um die Kindergrundsicherung hat sich der Familienbund massiv eingemischt, damit nicht über die Köpfe der Familien hinweg Entscheidungen getroffen werden, sondern wirklich ein Mehrwert für die Familien erzielt werden kann. Frau Kömm verwies darauf, dass auch bei Themen wie bspw. der Klimagerechtigkeit geprüft werden muss, welche Auswirkungen politische Entscheidungen und Gesetze auf Familien haben. Dies bejahte der Erzbischof und meinte: “Familie betrifft alle Menschen: Oma, Opa, Tante, Onkel, Paten, pflegende Angehörige etc. Gerade erleidet die Gesellschaft einen Werteverlust und dennoch stellen die Menschen epochale Fragen – wollen miteinander ins Gespräch kommen – und suchen Antworten. Hier kann die Kirche Ratgeber und Begleiter sein. Kirche bewirkt viele gute Dinge – sie wirkt in die Gesellschaft, bspw. mit ihren Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern Senioreneinrichtungen, – dies müsse besser aufgezeigt werden.“
Kindertagesstätten
Es folgte eine Überleitung zu den geplanten finanziellen Kürzungen bei den katholischen Kindergärten im Erzbistum Bamberg. Der DFR zeigte Verständnis für die derzeitige schwierige finanzielle Situation und bat jedoch eindringlich darum, die Kindertagesstätten nicht mit dem Wegfall der Schlüsselzuweisungen zu belasten. Hier sagte der Erzbischof: Die Kirche zieht sich nicht aus ihrer Verantwortung für die Kindertagesstätten zurück, aber auf Beschluss des Diözesan-Steuerausschusses soll die Schlüsselzuweisung für die Ki-Tas in zwei Schritten zurückgefahren werden. Darüber hinaus ist es schon länger angestrebt, die Baulast für die Kindertageseinrichtungen - wo möglich - an die Kommunen abzugeben. Die Trägerschaft soll bei der Kirche bleiben. Das Erzbistum bleibt somit weiterhin wirksam im Bereich der Kindertagesbetreuung.
Die veränderte Finanzlage ist natürlich eine große Herausforderung für uns. Ziel sei es, in den nächsten 10 Jahren insgesamt 20 Millionen Euro einzusparen. Die Mitglieder des DFR baten darum, die Kirche solle weiterhin ihren Beitrag sichtbar in die Familien tragen, durch Wertevermittlung in den Kindergärten und dem Erhalt der Einrichtungen. Als nächstes wurde die Novellierung des Ladenschlussgesetzes angesprochen. Der Familienbund ist erleichtert über die klare Positionierung der bayerischen Sozialministerin, entgegen aller Kritik, Ihrem Standpunkt treu zu bleiben: Sonntagseinkäufe und längere Ladenöffnungszeiten sind keineswegs familienfreundlich und zudem fehlen die Fachkräfte im Verkauf.
Der nächste Punkt des Gespräches betraf LGBTQ, ein Bild in der Gesellschaft, das medial immer mehr Beachtung findet. Erzbischof Gössl verdeutlichte, dass alle Menschen rücksichtsvoll zu behandeln sind. Ihm ist wichtig, zu vermitteln, dass jeder in seinem Sein in der katholischen Kirche anerkannt und willkommen ist. Es bestand Einigkeit, dass gemäß der christlichen Soziallehre die Würde des Menschen immer oberste Priorität hat.
Es zeigt sich außerdem ein Wandel in der Laienarbeit. Neben Wortgottesdienstleiterinnen und /-leitern sollen nun auch Laien für die Beerdigungsleitung beauftragt werden. Der Erzbischof steht dem aufgeschlossen gegenüber und findet, dass Menschen mit dem nötigen Charisma in der Trauersituation diesen Dienst sicherlich gut bewältigen können, sofern sie angemessen dazu geschult wurden.
Erzbischof Herwig Gössl versicherte, auch zukünftig sehr gerne Gespräche mit dem DFR wahrnehmen zu wollen. Er bekräftigte, sich sehr für die Arbeit des Diözesanfamilienrates im Erzbistum Bamberg zu interessieren. Zudem findet er es „wunderbar, wie das Gremium sich der familienpolitischen Themen annimmt“, und freut sich über die entsprechende Berichterstattung. Denn Familien brauchen eine starke Stimme und Demokratie braucht Religion.
Deshalb müssen auch zukünftig alle Gesetzesvorhaben auf Ihre Familienverträglichkeit geprüft und auch kritische Fragen gestellt werden. Zum Schluss ermutigte er die Mitglieder des Diözesanfamilienrates: „Machen Sie bitte so weiter.“