Dritter Bayerischer Familiengipfel: Verbände der AGF Bayern fordern: Familien in den Mittelpunkt stellen

Pressemitteilung

Familengipfel (c) StMAS/Nötel
Familengipfel
Datum:
Fr. 6. Dez. 2024
Von:
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Familienorganisationen in Bayern (AGF)

München, 6.12.2024 - Mit einem umfangreichen Forderungspapier haben sich die bayerischen Familienverbände an die Politik gewandt. „Familien sind das Rückgrat unserer Gesellschaft. Sie bieten Geborgenheit, Unterstützung und Werte, die unser Miteinander prägen. Doch gleichzeitig stehen Familien vor großen Herausforderungen, sei es aufgrund von finanziellen Belastungen, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder der notwendigen Unterstützung bei der Erziehung und Betreuung der Kinder und der pflegenden Angehörigen.“, sagte Landesvorsitzende des Familienbundes der Katholiken auf dem dritten  Bayerischen Familiengipfel stellvertretend für die evangelische Aktionsgemeinschaft für Familienfragen in Bayern (eaf), den Familienbund der Katholiken Landesverband Bayern (FDK) und den Deutschen Familienverband in Bayern (DFV). Im Fokus stand für die AGF der Austausch, um gemeinsam visionäre Ideen zu entwickeln und umzusetzen, damit die  Lebensbedingungen von allen Familien nachhaltig verbessert und unterstützt werden.

Im Gespräch mit der Bayerischen Familien- und Sozialministerin Ulrike Scharf sowie Gesundheitsministerin Judith Gerlach (beide CSU) fordern die Verbände die Demokratiebildung in den Familien weiter zu stärken. „Es müssen vielfältige Begegnungsräume geschaffen werden, die durch niederschwellige Angebote den Zusammenhalt und das gesellschaftliche Miteinander fördern. Hierzu gehört auch der flächendeckende Ausbau der Familienbildung im Bereich Demokratie,“ so die Vorsitzende der eaf Sandra Schuhmann. Ebenfalls fordern die Verbände den Ausbau der Medienkompetenz-Angebote zur Erkennung von Fake-News, sowie die Schaffung von Räumen und kostendeckend refinanzierten Angeboten für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene für vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten.

Die Familienministerin verwies auf die jüngste Shell-Studie zur Jugendforschung und pflichtete bei, dass Jugendliche ein großes Interesse an demokratischer Beteiligung in der Gesellschaft haben. Die Strukturen und Angebote bedürfen deshalb eines weiteren Ausbaus, so Schuhmann von der eaf.

 

Gleichzeitig müsse den Familien jedoch die echte Wahlfreiheit erhalten bleiben: „Eine Familie muss jederzeit selbst entscheiden können, ob sie ihre Kinder selbst betreuen oder dazu Hilfe von außen in Anspruch nehmen möchte.“, so Gerlinde Martin, Landesvorsitzende des Familienbundes der Katholiken. Als sehr bedauerlich bezeichnet Martin die vorgesehenen Kürzungen ab 2026 bei der Auszahlung an die Familien beim Familiengeld und Pflegegeld, sowie den kompletten Wegfall des Krippengeldes.

 

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Pflege von An- und Zugehörigen in den Familien. Derzeit werden 80 % der Pflegebedürftigen zu Hause von Angehörigen versorgt und gepflegt. „Diese wichtige gesellschaftliche Aufgabe braucht deutlich mehr Wahrnehmung und Wertschätzung. Deshalb muss es Ziel sein, dass deren pflegende Tätigkeit nicht zum Nachteil für die eigene finanzielle und soziale Teilhabe wird“ so Gerlinde Martin. Dazu gehören intensive Beratungsmöglichkeiten und vor allem weniger Bürokratie bei der Antragstellung. Die AGF fordert zudem das System der Rentenpunkte flexibler zu gestalten. Die häusliche Pflege muss ähnlich zur Erziehungsleistung auch hier stärker rentenwirksam berücksichtigt werden.

Zuversichtlich war die Aussage der Pflegeministerin Gerlach, dass die Rentenpolitik nachgeschärft werden müsse, um Pflegezeit mehr rentenrelevant anzuerkennen.

Ebenso fordert die AGF ein Gesamtbudget für die Flexibilisierung und Wahlmöglichkeit bei den abgerufenen Leistungen, die Fortschreibung des Vorjahresbudgets beim Entlastungsbetrag sowie den Ausbau der Fachstellen und Pflegestützpunkte. Wichtig ist auch zur Unterstützung der Pflegenden der Ausbau von Pflegekursen, präventiven Maßnahmen und Hilfen bei psychischer Belastung.

 

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Prävention bei psychischer und physischer Belastung der Familien.

Auslöser für psychische und physische Belastungen sind vielfältig. Seit dem multiplen Auftreten von gesellschaftlichen Krisen ist der/die Einzelne starken Belastungen ausgesetzt. Am Beispiel der pflegenden An- und Zugehörigen verdeutlicht sich die Beeinträchtigung des eigenen Wohlbefindens, das sich psychisch, physisch und finanziell niederschlagen kann. Familien erleiden dadurch multiple Angriffspunkte, die als Dauerdruckstellen Überforderungsprozesse auslösen.

Prävention von Erschöpfung und Belastung von Familien, jungen und alten Leuten ist eine Angelegenheit von Sozialem, von Gesundheit und Pflege.

Deshalb fordern wir als AGF: Einen Ausbau von Fachambulanzen und Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie, hierzu müssen niederschwellige Zugänge geschaffen werden. Diese muss präventive, aufsuchende Angebote in die Familienlebenswelten bringen. Eine enge thematische Vernetzung und Zusammenarbeit der zuständigen bayerischen Ministerien sowie den bereits bestehenden angebotenen Hilfsmaßnahmen, um die betroffenen Kinder und Jugendlichen sowie deren Familien systematisch unterstützen zu können. Der Ausbau und Erhaltung präventiver Angebote, wie z.B. Frühe Hilfen (KoKis) müssen gefördert werden – dazu gehören auch Förderung der Freizeitangebote im musischen und sportlichen Bereich.

„Die Ausbildung von Fachkräften für Kinder- und Jugendpsychiatrie, medizinisches und therapeutisches Personal muss priorisiert und das Angebot flächendeckend verstärkt werden. Lehrkräfte und pädagogisches Personal muss aus- und fortgebildet werden, damit innerfamiliäre Missstände von betroffenen Kindern und Jugendlichen oder psychische Problemlagen bereits in der Kita oder in der Schule erkannt werden können“, so Ricarda Bollinger-Schönnagel, Vorsitzende des Deutschen Familienverbandes.

Weiterhin braucht es den quantitativen, wie qualitativen Ausbau der Stellen von Schulpsychologinnen und Schulpsychologen an allen Schularten analog zur Schulsozialarbeit sowie an allen Schulen Jugendsozialarbeit.

 

Die AGF bat um Berücksichtigung der Belange der Familienverbände, sowie deren  Umsetzung im politischen Handeln. Am Schluss bedankten sich die Vertreter der Verbände bei den beiden Ministerinnen für die intensive Diskussion und freuten sich schon auf den wichtigen Austausch beim nächsten Familiengipfel 2025.

 

In der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Familienorganisationen (AGF) in Bayern sind der Deutsche Familienverband Landesverband Bayern (DFV), die evangelische Aktionsgemeinschaft für Familienfragen (eaf bayern) und der Familienbund der Katholiken Landesverband Bayern (FDK) zusammengeschlossen, federführend im Jahr 2024 ist der FDK Bayern.

Für die AGF Bayern
Vorsitz und Federführung in 2024
Familienbund der Katholiken, Landesverband Bayern
Gerlinde Martin, Landesvorsitzende
E-Mail: gerlindemartin@gmx.net

https://www.familienbund-bayern.de/

 

AGF
In der AGF Bayern sind die drei großen Familienverbände Bayerns zusammengeschlossen:

  • Deutscher Familienverband Landesverband Bayern e.V.
  • eaf Bayernd
  • Familienbund der Katholiken Landesverband Bayern