Diözesanfamilienrat im Gespräch mit Andreas Schwarz (MdB)

Das Bild zeigt von links: Christiane Kömm (DFR-Vorsitzende), Ursula Knitt, Andreas Schwarz, Josef Weber, Petra Schuckert (KED-Beauftragte) (c) FDK (Manuela Hofmann)
Das Bild zeigt von links: Christiane Kömm (DFR-Vorsitzende), Ursula Knitt, Andreas Schwarz, Josef Weber, Petra Schuckert (KED-Beauftragte)
Datum:
Di. 7. Aug. 2018
Von:
Manuela Hofmann

Ein weiterer Gesprächspartner des Diözesanfamilienrates (DFR) Bamberg war der Bundestagsabgeordnete Andreas Schwarz. Er ist ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuss, Bundesfinanzierungsgremium und Rechnungsprüfungsausschuss sowie stellvertretendes Mitglied im Finanzausschuss. Er ist seit 2013 Mitglied des Deutschen Bundestages, verheiratet und hat eine Tochter. Sein Bundestagswahlkreis (236) beinhaltet die Region Bamberg, Forchheim, Coburg, Kronach und Lichtenfels.

Zu Beginn des Gesprächs berichteten die DFR-Mitglieder von ihrer Aktion am Heinrichsfest, bei der der Familienbund bezahlbaren Wohnraum für Familien forderte. Ursula Knitt, stellvertretende DFR-Vorsitzende, und Petra Schuckert, KED-Beauftragte, informierten den Abgeordneten über die Nöte der Besucher, von denen viele anmahnten, dass Wohnungen für Familien mit mehreren Kindern in der Stadt völlig überteuert seien. Ein Ausbau der Infrastruktur erleichtere die Entscheidung von Familien, aufs Land zu ziehen. Auch Studenten kamen mit den DFR-Mitgliedern am Heinrichsfeststand ins Gespräch und verdeutlichten, dass sie oft unter dem Problem des mangelnden bezahlbaren Wohnraums leiden. In den meisten Universitätsstädten gibt es kaum noch günstige Wohnungen für die jungen Leute, die sich oft mit Nebenjobs über Wasser halten müssen. Herr Schwarz ist wie auch der DFR der Meinung, dass deutlich mehr Geld für den sozialen Wohnungsbau zur Verfügung gestellt werden müsse, und setzt sich für die Stärkung des ländlichen Raums ein. Auch das Leben im Alter muss laut dem Abgeordneten „deutlich würdiger gestaltet werden“. Die Weiterentwicklung der Mietpreisbremse und somit bezahlbare Mieten seien deshalb unabdingbar.

In diesem Zusammenhang kamen die Anwesenden auch auf das Thema Rente zu sprechen. Herr Schwarz betonte, dass das gesetzliche Rentensystem auf jeden Fall funktionieren sollte, die private Vorsorge jedoch auch wichtig sei. Altersarmut müsse man nicht nur durch niedrigere Mieten verhindern, sondern auch durch vernünftige Bezahlung der Arbeitnehmer, damit die Rentner von morgen auch die Möglichkeit haben, privat vorzusorgen.  Die Vorsitzende des Familienbundes, Christiane Kömm, stellte das Rentenmodell der katholischen Verbände vor.  Dieses gibt eine zukunftsfähige Antwort auf die aktuellen Herausforderungen. Ziele des Rentenmodells sind die soziale Sicherheit im Alter und die Stärkung des solidarischen Ausgleichs in der Gesellschaft. Mit diesem Modell bringen die katholischen Verbände folgende Forderungen zur Weiterentwicklung der gesetzlichen Rentenversicherung in die politische Diskussion ein: Stärkung des umlagefinanzierten, solidarischen und leistungsbezogenen Systems der gesetzlichen Rentenversicherung, Verhinderung von Altersarmut durch die existenzsichernde Sockelrente, eigenständige Alterssicherung für Frauen und Männer, bessere Anerkennung der Erziehungs- und Pflegeleistungen, Einbeziehung weiterer Personenkreise in die gesetzliche Rentenversicherung, ergänzende betriebliche Altersvorsorge als Regelfall für alle Erwerbstätigen.

Weiterhin war auch der zunehmende Populismus in der Politik Gesprächsthema. Frau Schuckert merkte an, dass es fragwürdig sei, wie das Zusammenspiel von Politik und Presse im Moment aussehe. Die Anwesenden waren sich in dieser Hinsicht einig und wünschten sich eine sachliche Berichterstattung durch die Presse.

Beim Thema Digitalisierung forderte der Bundestagsabgeordnete, dass der Staat vor allem auch ältere Menschen „an die Hand nimmt“ und ihnen zeigt, dass sie nicht alleine sind. Jeder sollte die Chance bekommen, die heutige Technik nutzen zu können. Ob das allerdings schon in der Grundschule nötig sei, bezweifelte der Diözesanfamilienrat. Bildung, nicht nur digitale, sei natürlich sehr wichtig und beginne laut Frau Kömm sehr früh – und zwar im Elternhaus. Auch Herr Schwarz sieht die „Familie als Schlüssel zu allem“ und betont, dass die Liebe und Geborgenheit, die eine Familie einander gibt, das Wichtigste sei. Die DFR-Vorsitzende fordert deshalb ein sozialversicherungspflichtiges Erziehungsgehalt für die Mütter und Väter, die die Betreuung ihrer Kinder in den ersten Lebensjahren selbst übernehmen. Das hätte auch positive Auswirkungen auf die Rente und die Leistung der zu Hause Erziehenden würde besser anerkannt.

Ihre Stellvertreterin, Frau Knitt, weitete dieses Anliegen noch aus und wünschte sich ein sozialversicherungspflichtiges Sorge- oder Pflegegehalt für diejenigen, die ihre Angehörigen zu Hause pflegen. Zudem wies sie auf die grundsätzlichen Probleme der Pflege hin, nämlich dass es nicht nur immer mehr Pflegebedürftige gebe, sondern diese sich auf Grund ihrer geringen Rente einen Heimplatz oft nicht leisten könnten. Außerdem mangele es an Pflegepersonal und die Wertschätzung des Berufes in der Gesellschaft fehle.  Auch Herr Schwarz hat die Problematik erkannt und betont, dass die Politik unter anderem deutlich mehr Geld für Personal zur Verfügung stellen wird. Die Pflege werde in der Politik in naher Zukunft eine noch wichtigere Rolle spielen.